■ Öko-Terror im friedlichen Tal der Wupper: „Grüner Pup“ beendet Dienstfahrten
Wuppertal (taz) – Unbekannte gewaltbereite Täter entfernen seit einer Woche die amtlichen Kennzeichen von amtlichen PKWs in Wuppertal. Die „Bergische Metropole“ (Lokalpresse) ist in heller Aufregung.
Die Öko-Terroristen haben bereits mindestens neunmal zugeschlagen und versenden nach den Anschlägen die Nummernschilder der Autos von städtischen Bediensteten samt Bekennerschreiben an verschiedene Zeitungen. Auch die taz hat kürzlich in einem Briefumschlag eines der zusammengefalteten Schilder erhalten (siehe unser Foto). Die Tätergruppe nennt sich in dem Schreiben „Grüner Pup – umweltfreundliche Stinker“.
Die Nummerschild-Demontage, so die Unterzeichner, solle ein Kommentar zu den verschiedensten angeblich klimaverbessernden Öko-Aktivitäten der Stadt Wuppertal sein. Die Stadtverwaltung hatte zuletzt zusammen mit der Deutschen Angestellten Krankenkasse (DAK) sowie Greenpeace die Ozon-Wochen „Ein Sommer zum Durchatmen“ gestartet. Sie schenkte zum Beispiel jedem Autofahrer, der an seinem Auto die Schilder demontierte und die Karre sieben Tage stehenließ, eine Wochenkarte für den öffentlichen Nahverkehr. Ganze 40 AutofahrerInnen machen bei der Aktion mit, die noch bis zum 17. Juni dauert.
Solche Aktionen und auch die Beschlüsse der Stadt zur Verringerung von Kohlendioxid und Ozonbelastung bezeichnet der „Grüne Pup“ jedoch als „Worthülsen“ – das Klima werde trotzdem Jahr für Jahr schlechter. Statt dessen fordern die Täter „Tempo 30 im gesamten Stadtgebiet“ sowie die „endgültige Stillegung aller DezernentInnen-Dienstwagen“.
Die Verwaltung der Schwebebahnstadt erstattete unterdessen Anzeige gegen Unbekannt. Bei der Wuppertaler Umweltberatung, deren Telefonnummer irreführenderweise in dem Bekennerschreiben angegeben worden war, reagierte man „mit einem Schmunzeln“ auf den Schilderbürgerstreich. Wenn die hinterhältige Tat des „Grünen Pup“ die städtische Aktion „7 Tage ohne Auto“ „noch bekannter“ mache, sei das nur gut: „Wir finden das gar nicht so tragisch“.
Erst im Mai waren gefälschte amtliche Infoblätter mit der Unterschrift der SPD-Oberbürgermeisterin aufgetaucht. Darin waren die BürgerInnen darauf aufmerksam gemacht worden, daß der Castor-Atommüll-Transport auch durch die Stadt an der Wupper führen werde. Ob die Fälscher mit dem Täterkreis des „Grünen Pup“ identisch sind, ist bislang nicht bekannt. kotte
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen