Zither mit Herz

■ Dienstag im Schlachthof: Das Istanbul Oriental Ensemble mit Roma-Musik

Bei Roma-Musik denkt man gewöhnlich nicht gerade an die Türkei, und doch spielten Roma seit dem 10. Jahrhundert eine wichtige Rolle im Musikleben der Region zwischen Schwarzem Meer, der Ägäis und Thrakien, Kerngebiet des früheren osmanischen Reiches. Durch die Tabuisierung nichtsakraler Musik im Islam waren es neben jüdischen und griechischen Musikern, vor allem die Roma, die die musikalischen Traditionen mitprägten. Sie spielten auf Hochzeiten, Geburtstagen und anderen Festen.

Das sechsköpfige Istanbul Oriental Ensemble vereinigt einige der besten türkischen Roma-Musiker, um die fast vergessenen Melodien des 18. und 19 Jahrhunderts aus Thrakien und der Gegend um Istanbul, dem früheren Konstantinopel, wiederzubeleben. Leader Burhan Öçal gilt als einer der besten türkischen Perkussionisten. Er ist ein Zauberer auf der Darbuka, einer mit Ziegenfell bespannten, vasenförmigen Kupfertrommel.

Die Musik des Ensembles ist geprägt von dem für die orientalische Musik typischen Modalsystem Makam, bei dem nichttemperierte Intervalle benutzt werden und den Taksim genannten Solo-Improvisationen über ein festgelegtes Thema.

Durch diese festgelegten Strukturen bleiben Stimmungen und Tonarten immer charakteristisch orientalisch, dennoch schleichen sich manchmal Anklänge an Klezmer- und andere osteuropäische Weisen ein. Insbesondere wenn die Keman (türk. Geige) oder die Klarnet (cl) die Melodieführung übernehmen tauchen sind weitergehende Einflüsse in der Musik zu hören. Neben Keman und Klarnet gehören die Zither Kanun, die arabische Laute Ud und natürlich die Darbuka zur Instrumentierung.

Die Musik des Ensembles zeichnet sich durch technische Virtuosität und Improvisationsfreude aus. Dynamische Rhythmen treffen auf vielfältige melodische Ornamente, entwerfen ein Kaleidoskop von Gefühlen, in denen Melancholie, Nostalgie und Freude eine einzigartige Verbindung eingehen.

Arnaud

Am Dienstagabend um 20.30 Uhr im Schlachthof, Kesselhalle