Das Portrait
: Rauher Frauentröster

■ Gerhard Wendland

Als die junge Bundesrepublik noch in Trümmern lag, kam so einer wie er gerade recht, um die Frauen zu trösten: Gerhard Wendland sang ihnen vor, wie er die Frauen liebte. „Das machen nur die Beine der Dolores“ hieß sein erster großer Schlager im Jahr 1952, gesungen in dem Revuefilm „Die verschleierte Maja“. Der Streifen ist längst vergessen, das Lied indes gehört zum alltagskulturellen Inventar der Wirtschaftswunderjahre.

Seinen einzigen Millionenhit durfte er freilich erst zehn Jahre später feiern. Da hatte ihn seine Plattenfirma „Polydor“ längst aus dem Gehege geworfen – wegen Erfolglosigkeit. Die Philips erbarmte sich und veröffentlichte jenen Schlager, der inzwischen zu den Evergreens dieser Kultursorte gehört: „Tanze mit mir in den Morgen“. Der „Tango aller Tangos in Deutschland“, wie seine Plattenfirma zehn Jahre darauf textete, bot inmitten des angloamerikanischen Musiktrends der Bundesrepublik die ideale Vorlage für romantische Gelegenheiten aller Art. Der Titel war bis weit in die sechziger Jahre die wichtigste Chiffre in Heiratsanzeigen der nicht mehr jugendlichen Semester: „Wer möchte mit charmantem Herrn in den Morgen tanzen?“

Wendland, am 1. September 1916 in Berlin geboren, wollte ursprünglich Jurist, am liebsten Strafverteidiger werden. Singen mochte er noch lieber. 1937 veröffentlichte er seine erste Schellackplatte mit dem Orchester Franz Grothe: „Es ist alles Komödie“ und „Man sagt, ich liebe dich“ hießen die Titel. Die Ausbildung an der Musikhochschule schloß er wegen diverser Fronteinsätze nicht ab. Nach sowjetischer Kriegsgefangenschaft tingelte er durch Nachtclubs mit Werner Müllers Rias-Tanzorchester, arbeitete auch als Barpianist und machte den entscheidenden Karriereschritt nach oben, als er im Géza- von-Cziffra-Revuefilm „Die dritte von rechts“ (1950) mitspielte.

Daß er sich gern in Gesellschaft von Sportlern aufhielt, eine Duzfreundschaft mit Max Schmeling pflegte und mit Bubi Scholz, dem Berliner Boxidol der Fünfziger, rundete sein Image ab: außen rauhbauzig, innen herzig, ein Kerl mit breiten Schultern und guten Manieren. Am Freitag starb Gerhard Wendland nach langer Krankheit in einer Münchner Klinik. Jan Feddersen