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Fünf Gramm Haschisch

■ Heute Insassenvertreter-Wahlen in Santa Fu: Engagierter Knacki kaltgestellt

Er ist der Anstaltsleitung von Santa Fu schon lange ein Dorn im Auge: Andreas Caulier, vormals Insassenvertreter, gründete nicht nur eine Knast-Kulturinitiative, sondern hat auch so manchem Mitgefangenen geholfen seine Rechte vor der Strafvollzugskammer durchzusetzen. Erst vor wenigen Wochen initiierte er eine kleine Anfrage der GAL an den Senat, um in Erfahrung zu bringen, warum bei Zellendurchsuchungen neuerdings keine Protokolle mehr angefertigt werden. Und warum seit zwei Monaten keine Rechtsmittelbelehrung mehr stattfindet.

Heute wird in Santa Fu die Insassenvertretung gewählt. Doch Andreas Caulier wurde von der Bewerberliste gestrichen. Begründung: Er sitzt in Isolationshaft wegen des Verdachts auf Drogenhandel im großen Stil. Ein Komplott, um ihn „aufs Abstellgleis“ zu schieben, findet Caulier. Wäre er nicht ein so zuverlässiger und unaufgeregter Kritiker der Haftbedingungen – wie sogar die Justizbehörde zugibt – würde man das für übertrieben halten.

Mit fünf Gramm Haschisch wurde Caulier erwischt, als er von seinem letzten Hafturlaub kam. Normalerweise ein Bagatelldelikt in den Vollzugsanstalten, in denen das Geschäft mit harten Drogen blüht. Haschisch, selbst in größeren Mengen, wird inoffiziell toleriert. Nicht so bei Caulier: Vier Wochen Isohaft und der Verlust seines Arbeitsplatzes waren die Folge.

In dem mit zwei Beamten bewachten Krankenzimmer des AK Barmbek, wo man des verschluckten Haschischs mit Abführmitteln habhaft werden wollte, soll eine Woche später noch ein Beutelchen gefunden worden sein. Auch das gehöre Caulier. Wieso die Bewacher das nicht sofort gefunden haben und wieso ein drittes angeblich auf dem Röntgenbild zu sehendes Beutelchen nie auftauchte, weiß die Justizbehörde auch nicht.

Nur eines wissen Anstaltsleitung und Behörde genau: Es besteht Verdacht auf Drogenhandel und deshalb müsse Caulier auf unbefristete Zeit in „getrennte Unterbringung“, so Sprecherin Irene Lamb. Und damit kann er an den Wahlen nicht teilnehmen. „Die Disziplinarmaßnahme hat mit den Insassenvertreter-Wahlen nichts zu tun“, so Lamb. Silke Mertins

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