■ Soundcheck: Motörhead
Gehört: Motörhead. Trotz Abgängen hat Lemmy Kilmister immer noch die Band von vor Dekaden. Vielleicht ist das auch ein Grund dafür, daß jede Tournee ein Flair von „letzten Auftritten“ umgibt. Wegen der alten Platten wie „Bomber“ oder „Overkill“ ist er eine Institution. Und wegen der „jüngsten Arbeiten“ – im Falle Motörhead sind es wahrscheinlich alle Veröffentlichungen nach dem Auseinanderbrechen der immer wieder idealisierten Urbesetzung Kilmister, „Fast Eddie“ Clarke und Philthy Animal Taylor bis heute – bemühen sich seine Fans, den enormen Altersabstand zu berücksichtigen. Wenn große Stars älter werden, wenn sie immer länger dabei sind und jedes neue Lebenszeichen auf der Bühne und von Platte sowohl in die Nähe einer Lachnummer gerät als auch der Chance, sich noch einmal gütlich aus der Affäre zu ziehen, dann ist der Punkt erreicht, an dem sich Menschen wie Mick Jagger, U.K. Subs-Sänger Charlie Harper oder besagter Lemmy von Motörhead allmählich immer ähnlicher werden. Bei seinem Auftritt im Docks bewahrte „Leih mir“ Kilmister die Pose des schnaften Königs-Prolls, des goldwerten Schweinehund-Rockers und des sich nach oben hochbrüllenden Metal-Arbeiters. Gitarrist Würzel unterhielt die Menge mit Solo-Blues-Kabinettstückchen, dann spielte man, sich gemeinsam bepissend, ein „softes“ Stück, bis schließlich der Chef mit dem vergleichslosen Intro-Riff zu „Overkill“ losbrach. Die leider, leider verblichenen Kissin Cousins haben mal Kilmisters „Iron Horse“ aufgenommen. Deren erstes Album, das diese Coverversion enthält, trägt einen Titel, der das Fluidum dieses Motörhead-Konzerts in einem Begriff wiedergibt: halbtotsicher.
Kristof Schreuf/Foto: G. Maier
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