■ Querrille: Universal Egg - Twelve Inch Combination 1
Universal Egg – Twelve Inch Combination 1 (Echo Beach/Indigo)
Sämtliche musikalischen Entwicklungen der vergangenen Dekade hatten eines gemeinsam: Alle befanden sich in Auseinandersetzung mit der Auflösung konventioneller Songstrukturen – forciert durch neue elektronische Produktionsweisen.
Die Verkettung von synthetischen Klängen nach rein architektonischen Prinzipien als – prinzipiell endlos remixbarer – Track hat aber eine Geschichte, die sich über die Urväter elektronischer Musik wie Kraftwerk weiter zurückführen läßt. Irgendwann stößt man unweigerlich auf Dub, die große instrumentale Hinterlassenschaft des Reggae: Inversion des Tracks, bis auf ihr Drum- und Bass-Gerüst reduzierte Songs – die Grundlage aller Remixe.
In seiner Heimat Jamaika ist Dub längst ad acta gelegt, während in England die Szene zwischen Jah Shakas Traditionspflege und dem futuristischen Rude-Boy-ism der Iration Steppas blüht. Irgendwo dazwischen steht das Bandprojekt, Labelkollektiv und Produzententeam Zion Train, das mit seinem experimentierfreudigen Dubverständnis für House-Einflüsse offen ist. Dub war für sie seit ZT Presents Natural Wonders in the World of Dub eher Prinzip denn abgeschlossenes Genre. Unzählige Remixaufträge für Coil oder Gary Clail waren der Lohn.
Echo Beach hat nach zwei vorzüglichen Reissues (Ruts und Little Annie) jetzt eine Compilation mit raren 12-Inch-Singles, vulgo: Maxis, des Zion Train-Labels Universal Egg veröffentlicht, die sich wie ein Who-is-who der englischen Digital-Dub-Szene liest. Mit dabei sind Conscious Sounds, Trancemasters, Tassili Players, Disci-ples, Sounds From The Ground oder Diatribe. Eine interessante Zusammenstellung von Versuchen, Dub fürs nächste Jahrtausend flott zu machen. Tobias Nagl
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