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Junge Menschen zu Kulis degradiert

■ betr.: „Taschengeld für Lehr linge“, taz vom 25. 7. 96

Die Forderungen aus den Reihen der CDU/CSU nach drastischer Kürzung der Ausbildungsvergütung stellen nicht nur eine ungeheuerliche Provokation derjenigen jungen Menschen dar, die sich aus eigenem Antrieb und Interesse für eine Berufsausbildung entscheiden, sondern auch eine Verhöhnung jener Jugendlicher, die durch die völlig verfehlte Bildungspolitik der unionsgeführten Länder an Abitur und Studium gehindert und erst dadurch auf den Arbeitsmarkt gedrängt werden.

Bereits jetzt erhalten Azubis lediglich einen Bruchteil des Hilfsarbeiterlohns als Lehrlingsentschädigung, obwohl sie meist schon nach kurzer Zeit sogar einen hohen Prozentsatz jener Anforderungen erfüllen, die an ausgelernte Fachkräfte gestellt werden. Darüber hinaus sind sie auch noch oft überheblichen bis menschenverachtenden Umgangsformen seitens ihrer Vorgesetzten und Kollegen ausgesetzt.

Würde man die Bonner Regierungsparteien beim Wort nehmen und das von ihnen ständig im Mund geführte „Leistungsprinzip“ zur Abwechslung einmal auf die Darbietungen deren eigener Spitzenpolitiker anwenden, müßte man auf einen ganz anderen Gedanken kommen:

Wer wie sie den Auftrag, den Nutzen des Volkes zu mehren und Schaden von ihm zu nehmen, ständig mißachtet, indem er sozialen Kahlschlag betreibt, sich zur Marionette marktextremistischer Arbeitgeberverbände macht und junge Menschen zu Kulis degradiert, würde, wäre er Arbeitnehmer, eine grobe Pflichtverletzung begehen und hätte mit der Entlassung zu rechnen. Daher sollte man, bevor man den Lehrlingen an die Brieftasche geht, erst mal die Bezüge der Bonzen auf Taschengeldniveau reduzieren. Christian Rogler, Dresden

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