: In jeder Neurose schlummert der Mord
■ betr.: „Bestürzender Abschied“, taz vom 18.11. 96
Lieber Gerd Henschel, die „schnippische Frau“ von Fitz und sein/ihr „fauler“ hammelbeiniger Sohn sind die einzigen vernünftigen Personen in der ganzen „Fitz“- Serie!
Und überhaupt: Es stimmt nicht, daß Fitz irrt! In letzter Konsequenz hat er immer recht, und genau darin liegt die Perfidie dieser Serie.
Fitz kann fett, eklig und versoffen sein, er kann einen sentimental-selbstreflektierten Machismo zur Schau tragen und Psychoterror auf seine Verhöropfer ausüben – zum Schluß werden die Bösen überführt. Wenn nichts sicher ist, das eine wissen wir schon zu Beginn: Fitz versteht sein Handwerk. Auch wenn er zweifelhafte Dinge tut, er wird recht haben, er wird das letzte Wort behalten. Der schwache ist der starke Mann, und das legitimiert jede seiner tyrannischen Charakterschwächen. Dann wissen wir es wieder: Frauen können sich dem interessanten Charme fetter, flachatmiger, schlecht gekleideter Männer nicht entziehen; jeder Mann – auch Fitz – ist ein potentieller Vergewaltiger, dagegen kann man nichts machen; und – schon aufgefallen? – die Täter sind immer Psychopathen: Hütet Euch vor schwarzen Taxifahrern mit Minderwertigkeitskomplex, vor Stotterern, vor unausgeglichenen jähzornigen Polizisten! In jeder Neurose schlummert der Mord.
Die Serie ist ohne Frage gut gemacht – ein richtiger Aufputscher nach dem dämmrigen, deutsch- korrekten „Tatort“-Schlummer –, aber sie ist ein bißchen zu tricky, und das sollte zu denken geben. Andrea Roedig, Berlin
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