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Dörner vor der Demission

■ Werder-Präsidium sucht neuen Trainer / Wenger und Krauss zu ersten Gesprächen in Bremen

Die Tage von Hans-Jürgern Dörner als Trainer des SV Werder sind gezählt. Noch dementiert das Vereins-Präsidium lautstark alle Gerüchte, nach denen schon erste Sondierungsverhandlungen mit einem Dörner-Nachfolger aufgenommen worden seien. Doch das will überhaupt nicht mit den konspirativen Gesprächsrunden zusammenpassen, die über die Osterfeiertage im Park Hotel stattgefunden haben. Da wurden Werder-Vize Klaus-Dieter Fischer und Manager Willi Lemke beim vertraulichen Plausch beobachtet. Zuerst mit Ex-Gladbach-Trainer Bernd Krauss und dann mit Arsène Wenger, der zur Zeit noch den englischen Erstdivisionär Arsenal London trainiert. „Das waren rein private Gespräche, die nichts mit dem Verein zu tun hatten“, wehrte gestern Lemke alle Spekulationen ab. „Wir stehen weiter voll hinter dem Trainer.“Fragt sich nur, hinter welchem.

Ostersonntag, 16.30, Restaurant im Park Hotel: Der große Ansturm der Kaffeegäste ist vorbei, nur wenige Plätze sind noch besetzt. An einem Tisch in der Ecke, weit weg vom Eingang, stecken drei Männer die Köpfe zusammen, machen sich Notizen, sprechen mit ernsten Mienen. Drei Top-Leute im Bundesligageschäft. Klaus-Dieter Fischer, als Vizepräsident der starke Mann im Werder-Präsidium, Manager Willi Lemke und Bernd Krauss, der im letzten Jahr bei Borussia Mönchengladbach entlassen worden war. Thema der gut zweistündigen Geheimrunde: Kommt Krauss als Nachfolger von Hans-Jürgen Dörner in Frage? Und am Mittag des Ostermontag wiederholte sich dasselbe Schauspiel, nur mit einer Änderung in der Besetzung. Da saß der international renommierte Arsène Wenger mit am Tisch.

Exakt um 11.40 war Wenger mit einer Maschine der British Airways aus London kommend in Bremen gelandet. Lemke hatte den Spitzentrainer, der schon als Nachfolger für Aad de Mos im Gespräch gewesen war, am Flughafen abgeholt und war mit ihm ins Park Hotel gefahren, wo schon Vizepräsident Fischer gewartet hatte. Daß es bei den Treffen um den Trainerstuhl bei den Grün-Weißen gegangen sein soll, das wird von Lemke rundheraus abgestritten – gleichwohl dem Medienprofi Lemke die Verblüffung über die Nachfrage anzumerken war. „Wir haben nur ganz allgemein über die Auswirkungen des Bosmann-Urteils und Fragen der Jugendförderung gesprochen“, wiegelte Lemke ab. Und das am heiligen Osterwochenende? „Es hat sich halt so ergeben.“

Halt so ergeben hat sich da gar nichts. Offensichtlich glaubte schon in der letzten Woche in der Werder-Spitze niemand mehr an einen Aufschwung mit Dörner – unabhängig vom Ausgang des Werder-Gastspiels in München. Schon am Montag der letzten Woche hatte sich das Werder-Präsidium trotz der heftigen Gegenwehr von Präsident Franz Böhmert entschlossen, das Ende der Dörner-Ära einzuläuten. Am Ende der vierstündigen Sitzung blieb bloß noch die Frage, ob sich ein Trainer finden läßt, der den glücklosen Dörner sofort ablösen könnte. Bernd Krauss, zur Zeit ohne Anstellung, wäre so ein Kandidat, steht allerdings bei der Werder-Führung nicht gerade ganz oben auf der Wunschliste. Gar nicht erst gefragt werden drei Trainer, die zur Zeit ohne Anstellung sind: Der ehemalige Schalke-Coach Jörg Berger, das Frankfurter Faktotum Dragoslav Stepanovic und der Ex-Düsseldorfer Aleksandar Ristic. Dagegen hat Werders Lieblingsbesetzung schon abgesagt. Freiburgs Trainer Volker Finke will trotz des bevorstehenden Falls seiner Mannschaft in die zweite Liga lieber im Breisgau bleiben. Ein für den letzten Freitag anberaumtes Gespräch hatte Finke nach kurzer Bedenkzeit abgesagt.

Sollten Lemke, Fischer und Co. nicht noch einen Trumpf aus dem Ärmel ziehen, bliebe also die Wahl zwischen der Sofortlösung Krauss und Arsène Wenger. Der würde allerdings erklärtermaßen erst zu Beginn der nächsten Saison bei Werder einsteigen, weil er noch seinen Vertrag bei Arsenal London erfüllen möchte, wie Wenger auf Nachfrage der taz bestätigte. Zudem sei er alles andere als schon entschieden, ob er überhaupt in der Bundesliga arbeiten will: „Werder ist schon ein interessanter Verein mit großen Entwicklungschancen. Doch mir liegen noch Angebote von anderen Clubs aus Europa vor. Und die will ich erst prüfen.“ J.G.

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