■ Rosi Rolands Bremer Geschichten
: Schlagzeilen werden gemacht

Eigentlich sollte es eine ganz normale Routine-Sitzung werden, als sich die Wirtschafts- und Baudeputierten der CDU am 19. März im Sitzungssaal der Bürgerschaft trafen. Ostern stand vor der Tür. Die CDU-Politiker waren in Urlaubsstimmung. Nur Bausenator Bernt Schulte wirkte etwas angespannt. Auch der Herr zu seiner Rechten hatte eine ernste Miene aufgesetzt. „Ich darf Ihnen Herrn Pompe vorstellen. Er ist Geschäftsführer der Gesellschaft für Projektmanagement im Verkehrswegebau und wird Sie jetzt über die neusten Untersuchungen zum Hemelinger Tunnel informieren“, stellte Schulte den Herrn vor. Wirtschaftsstaatsrat Frank Haller kniff die Augen zusammen, grimmig sah er Pompe an. Doch der ließ sich nicht beeindrucken und berichtete den Deputierten, daß man den Hemelinger Tunnel statt zwei- auch vierspurig bauen könne. Mit Zahlen belegt: Der zweispurige Tunnel wäre für 30.000 Autos am Tage gut, Standspuren seien eh aus der Mode, und der schmale Tunnel würde 20 Mark Millionen billiger.

Als Pompe seinen Vortrag beendet hatte, herrschte Schweigen. „Tja, wenn das so ist“, fand schließlich einer der Deputierten seine Sprache wieder. Ein erleichtertes Lächeln huschte über Schultes Gesicht. Wirtschaftssenator Hartmut Perschau wagte einen ängstlichen Seitenblick auf seinen Staatsrat Haller, der dafür bekannt ist, daß es ihm egal ist, wer unter ihm Senator ist. Haller grummelte vor sich hin, offenbar fehlten ihm die Argumente. „Scheißhausparolen“, zischte er schließlich deutlich hörbar. CDU-Fraktionschef Ronald Mike Neumeyer zog die Augenbrauen hoch. Senator Perschau beeilte sich, zu sagen, daß er sich das alles noch einmal genau überlegen müsse. Die Sitzung war beendet.

Haller wußte, was zu tun war. Er rief einen Vertrauensjournalisten vom Weser Kurier an, der sich durch das Schreiben von Kochrezepten einen Namen gemacht hat. In solchen Situationen wird er aber regelmäßig zum Wirtschafts-Berichterstatter. „In Vegesack gehen die Lichter an“, hatte er einen Tag nach der Vulkan-Pleite einen Text überschrieben und wußte in schillernden Farben die internen Planungen für das Lürssen-Gelände auszuplaudern.

Keine drei Tage nach Hallers internem „Veto“gegen den zweispurigen Tunnel-Plan war die Information bei dem Gastro-Spezialisten, und der Weser Kurier polemisierte auf ganzer Linie gegen den Bausenator: „Reine Wahlkampftaktik“. Reiner Zufall, findet Rosi Roland