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■ SchnittplatzSchöner schreiben mit Volker Rühe

Um den Journalismus in unserem Lande ist es düster bestellt. Skandalheischende Rüpelstories prägen längst nicht mehr nur die Titel der Boulevardpresse. Selbst ehemals anspruchsvolle Nachrichtenmagazine setzen immer häufiger auf Effekte, wodurch der Demokratie in Deutschland eine wichtige Stütze genommen zu werden droht. Bliebe eigentlich nur noch die Resignation, wenn da nicht der Presse- und Informationsstab 4 des Bundesministeriums der Verteidigung wäre. Gegen die Miesmacher setzt der Presse- und Informationsstab des Bundesministeriums der Verteidigung (Vorsitzender Volker Rühe) auf Optimismus – ja geht der Presse- und Informationsstab des BMVg (Abk. für das Bundesministerium der Verteidigung) sogar back to the roots. Mit der Publikation „Ja, ich bin dabei“ widmet er sich in objektiver Weise unserer Armee. Dabei gelingt ihm der Brückenschlag zwischen überzeugender Überzeugungsarbeit und der Verbreitung guter Stimmung. Wozu vor allem die hervorragenden Fotos beitragen. Freundlich, aber entschlossen dreinblickende Soldaten in allen erdenklichen Situationen, z. B. beim Kartenstudieren in der Lüneburger Heide, fesseln sofort.

Der fortschrittliche Charakter der Bundeswehr wird durch zwei weitere Bilder dokumentiert: eine Rekrutin zwischen Rekruten (Emanzipation) und zwei Diensthabende vor dem Computer (http.w.m.bunds.de.). Am spannendsten ist jedoch das Layout und noch spannender die super Infos. So erfährt der wißbegierige Leser, daß es in der Gemeinschaft des Heeres darauf ankommt, „Kompromisse zu schließen“, und daß der Sold um so höher liegt, je höher der Dienstgrad ist (Aufstiegschancen!). Hier wird der Mensch in einfühlsamer Weise auf die kapitalistische Berufswelt vorbereitet. Nach der Mitteilung, daß der Zivildienst im Vergleich zur „gewachsenen Verteidigungskultur“ nicht „normal“ ist und man außer Dienst in Uniform auftreten soll, weil Soldaten in der Bevölkerung sehr beliebt sind. Wahrscheinlich so beliebt wie die Jagdausflüge nach Detmold – doch darüber wird leider nicht geschrieben.Stefan Zeisig

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