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Linke Bewegung lebt zu unhistorisch

■ betr.: taz-Thema Benno Ohnesorg vom 31. 5./ 1. 6. 97

30 Jahre seit dem Beginn der 68er Bewegung sind gewiß ein denkwürdiger Anlaß für ein Memorial. Zu denkwürdig, als daß man ihn drei Autoren von eher marginaler Bedeutung überlassen sollte. [...]

Insbesondere die Seite von Herrn Semler zeichnet sich durch Unverbindlichkeit und Fehleinschätzungen aus: „...Nach dem einen (Erklärungsmuster) erreichten die Studenten... jenen Demokratisierungsschub, der einen Obrigkeitsstaat in ein einigermaßen demokratisches Gemeinwesen verwandelte...“ Wie bitte? Nach meinen Beobachtungen gab es in diesem Land nur eine kurze Periode in den frühen fünfziger Jahren, die den Namen „demokratisch“ verdient. Diese wurde uns jedoch von den Siegern des Zweiten Weltkriegs aufgezwungen, während die deutsche Seele weiterhin dem tausendjährigen Weltreich nachtrauerte. Seither sind Demokratie und Rechtsstaatlichkeit in einer langsamen und stetigen Abwärtsentwicklung begriffen.

[...] Daß die 68er versagt haben, ist offensichtlich auch Herrn Semler bewußt, so muß man jedenfalls sein seitenlanges Lamento verstehen. Aber die Gründe dafür bleiben im Nebel. Dabei ist es doch verhältnismäßig einfach: Sie hätten nicht auf halbem Weg stehenbleiben dürfen, sondern für ihre Ideale bis zum Erfolg konsequent weiterkämpfen müssen. [...] Erich Promoli, München

Ein großes Lob für die letzte taz-Wochenendausgabe. Mit Begeisterung habe ich die Seiten zum 2. Juni 1967 gelesen. Ich war damals 16 Jahre alt, lebte in einem schwäbischen Dorf, und die Berliner Ereignisse waren meine Politisierung. Gut hat mir vor allem gefallen, daß es nicht nur reine Dokumentation war, sondern kritische Reflektion aus heutiger Sicht. Weiter so! Die linke Bewegung (Feministinnen, Lesben und Schwule miteinbezogen) lebt sowieso viel zu unhistorisch. Ilona Bubeck, Querverlag,

Berlin

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