„Absolut albern“

■ Tarifrunde im Einzelhandel gescheitert / Wird Donnerstag zum großen Streiktag?

Die Tarifverhandlungen im Hamburger Einzelhandel sind gestern erneut gescheitert. Bereits nach einer halben Stunde verließen die GewerkschaftsvertreterInnen den Verhandlungstisch. Zuvor hatten die Arbeitgeber 105 Mark monatlich mehr geboten und erklärt, der Zentralverband des Einzelhandels in Köln habe der Hamburger Delegation „verboten, mehr zu bieten.“ Das erklärte der Landesbezirksleiter der Gewerkschaft Handel, Banken und Versicherungen (HBV), Dr. Peter Hauschild.

Dr. Jürgen Schulz, einer der Geschäftsführer des Hamburger Einzelhandelsverbandes, bestätigte: “Der Schwarze Peter liegt in Köln“. Die hiesigen Arbeitgeber hätten „sich mit ihren Vorstellungen nicht beim Zentralverband durchsetzen können“, weshalb er nun mit „massiven Streiks“ rechne.

HBV-Sekretär Wolf-Rüdiger Felsch bewertete das gestrige Angebot der Arbeitgeber als „absolut albern“. Er könne sich vorstellen, daß das Scheitern der Verhandlungsrunde „von den Arbeitgebervertretern in Köln durchaus gewollt“ sei. „Das ist wie mit der Entscheidung, einen Krieg zu beginnen. Je weiter die Entscheidungsträger von den Betroffenen entfernt sind, desto leichter fällt der Entschluß“. Offensichtlich werde die „hohe Streikbereitschaft“ unterschätzt. Ein neuer Verhandlungstermin steht aus. Also werde „ohne den geringsten Zeitdruck“ darüber nachgedacht, „wo und wann Streiks am effektivsten“ seien. „Es riecht nach Donnerstag“.

Während gestern sieben kleinere „minimal“- und „penny“- Filialen bestreikt wurden, soll der Arbeitskampf bald auf größere Betriebe ausgeweitet werden. Bei einer Urabstimmung im „Ikea“-Möbelhaus in Schnelsen sprachen sich gestern 92 Prozent der Beschäftigten für eine Fortsetzung des Arbeitskampfes aus.Christoph Ruf