: Unterm Strich
Die Vorankündigung seines bevorstehenden Todes hatte er selbst an die Öffentlichkeit gegeben. Der amerikanische Bestsellerautor James A. Michener hatte in der letzten Woche angekündigt, er wolle die schmerzhaften, lebenserhaltenden Dialyse-Behandlungen nicht länger auf sich nehmen. Der schwer nierenkranke Michener starb nun im Alter von 90 Jahren. Mit einer verkauften Auflage von weltweit über 70 Millionen Exemplaren war Michener einer der erfolgreichsten Gegenwartsschriftsteller. Zu seinen bekanntesten Büchern gehören „Hawaii“, „Texas“, „Verheißene Erde“ und „Alaska“. Die Karriere Micheners, der mit der US-Marine im Zweiten Weltkrieg im Südpazifik kämpfte, hatte 1947 mit der Veröffentlichung der „Tales From the South Pacific“ begonnen. Das Buch brachte Michener den Pulitzerpreis ein. Es wurde dann zur Vorlage des Erfolgsmusicals von Rogers und Hammerstein am New Yorker Broadway. Sein Roman „Die Kinder von Torremolinos“ war in den 70er Jahren vor allem ein unverzichtbarer Bestandteil jeglichen Tramper- und Inter-Railer-Gepäcks. Die Geschichte handelt vom hippiesken Lebensgefühl junger Leute aus verschiedenen Ländern, die im spanischen Torremolinos aufeinandertreffen und dort ihrem Erfahrungshunger nachgehen. Obwohl der Roman vor Jugendklischees nur so strotzte, traf er trotzdem den Nerv juveniler Weltentdeckungsgelüste.
In seinem Spätwerk versuchte sich Michener von seinem Ruf als Trivialautor zu lösen. In „Dresden, Pennsylvania“ (1991) erzählt er die Geschichte eines alternden Bestsellerautors, der plötzlich das Genre wechselt und einen Roman über die Landschaft seiner Geburt, eben Pennsylvania, schreibt. Der autobiographisch gefärbte Roman über den Schriftsteller Lucas Yoder versucht alte Erzähltraditionen mit modernen literarischen Schreibweisen zu verbinden.
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