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Billigjobs nehmen zu

■ 54.000 Leute leben ausschließlich von Minibeschäftigung ohne Sozialversicherung

Mehr und mehr ArbeitnehmerInnen finanzieren ihren Lebensunterhalt ausschließlich mit „geringfügiger Beschäftigung“ und zahlen nicht in die Sozialversicherung ein. Zu diesen Jobs gehören vor allem die 610-Mark-Stellen. 53.800 Erwerbstätige (3,4 Prozent der gesamten Beschäftigtenzahl) lebten 1996 von den Minijobs, schätzte das Statistische Landesamt auf der Basis des jährlichen Mikrozensus. Ein Jahr zuvor waren nur 37.100 Personen (2,3 Prozent) ausschließlich auf die Niedriglohnarbeiten angewiesen. Berlin liegt damit im Bundestrend.

Die Billigjobs sind unlängst in die Diskussion geraten, weil der Sozialversicherung dadurch große Summen verlorengehen. Unter anderem die Arbeitslosigkeit zwingt immer mehr Menschen, sich als Billigbeschäftigte bei mehreren Unternehmen gleichzeitig zu verdingen.

Rund ein Drittel der Niedriglöhner waren 1996 an einer Hochschule immatrikuliert. Der größte Anteil der 53.800 Personen waren Frauen, nämlich 60 Prozent. Nur 21 Prozent wurden neben ihren Minijobs noch von Angehörigen unterstützt. Vier Fünftel der Minijobs waren im Dienstleistungssektor angesiedelt, zum Beispiel in der Kinderbetreuung, in Gaststätten und im Einzelhandel. Die tatsächliche Zahl der Niedriglöhner liegt nach Einschätzung der StatistikerInnen noch höher als 54.000, denn erfaßt werden nur die regelmäßigen, nicht aber die gelegentlichen BilligarbeiterInnen. koch

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