piwik no script img

Unterm Strich

Nochmals Berliner Ensemble, aber anders, als Sie jetzt denken: Zu der Mietvereinbarung, die Rolf Hochhuths Ilse-Holzapfel-Stiftung mit dem Land Berlin über das Theater am Schiffbauerdamm getroffen hat, gehört auch die Klausel, daß die Stiftung das Recht hat, eine selbstproduzierte Inszenierung von Hochhuths „Stellvertreter“ jedes Jahr zwischen dem 16. und 18.10. zu zeigen. „Damit erinnern Rolf Hochhuth und die Stiftung an den Beginn der Transporte Berliner Juden in die Konzentrationslager, die am 16. Oktober 1943 begonnen haben“, verlautbarte Staatssekretär Lutz von Pufendorf, und so verlautbarten am Donnerstag dann alle Zeitungen, auch der Berliner Kulturteil der taz. Es ist aber falsch, wie ein aufmerksamer und historisch informierter Mitarbeiter dieser Zeitung gestern mitteilte. Bereits zwei Jahre zuvor, ab 15.10. 1941 nämlich, begann die Gestapo, Berliner Juden aus ihren Wohnungen gewaltsam abzuholen und zum Sammellager in der Levetzowstraße zu bringen. Die Deportationen ins KZ begannen drei Tage später am 18.10. 1941 (vgl.: Monika Richarz (Hg.): „Jüdisches Leben in Deutschland“, Stuttgart 1982).

In Freiburg sind noch bis 16. Januar Fotografien aus dem algerischen Bürgerkrieg zu sehen. Die Fotoausstellung steht unter dem Titel „Madonna in der Hölle – Das Grauen des algerischen Bürgerkriegs in den Gesichtern der Menschen“. Bundesweit einmalig werden 42 Aufnahmen des algerischen Fotografen Mohamed gezeigt. Die Arbeiten wurden in drei Gruppen eingeteilt: Opfer des Terrors, Wahlen in Algerien und Protest. Zu sehen ist auch das inzwischen mehrfach ausgezeichnete Foto einer Mutter, die soeben vom Tod ihrer acht Kinder erfahren hatte.

Völker der Welt, schaut auf diese Stadt! 6,5 Millionen Besucher verzeichneten die Berliner Museen 1996. Das entspricht einer Steigerung um zehn Prozent — und das, obwohl die Zahl der Museumsbesuche in der gesamten Republik gleichzeitig um 0,6 Prozent zurückgegangen ist.

Die Bühnen der Stadt Köln werden aus Kostengründen möglicherweise noch in diesem Jahr in einen städtischen Eigenbetrieb umgewandelt. Nach dem Willen des Kölner Kultur- und des Finanzausschusses soll eine externe Beratungsfirma die wirtschaftlichen Voraussetzungen für eine solche Umwandlung bis Ende Juni prüfen.

Michael Tippett (93), einer der bedeutendsten britischen Komponisten der Gegenwart, ist am Donnerstag in London gestorben. Sein internationaler Ruhm war vor allem auf sein Schaffen in den USA begründet. Auch sein letztes Werk „The Rose Lake“ entstand im gemeinsamen Auftrag der Sinfonieorchester in London, Boston und Toronto und wurde vor drei Jahren uraufgeführt. Tippett war 1966 in den Adelsstand erhoben worden, er war Mitglied der Akademien der Künste in Berlin, den USA und Frankreich.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen