Unterm Strich

Der Leipziger Buchpreis zur europäischen Verständigung geht in diesem Jahr an die weißrussische Schriftstellerin Swetlana Alexijewitsch. Das teilte der Börsenverein des Deutschen Buchhandels gestern in Leipzig mit. Die Auszeichnung ist mit 20.000 Mark dotiert. Swetlana Alexijewitsch habe, so heißt es in der Begründung der Jury, aufschlußreiche Berichte über die mentale und seelische Verfassung unterschiedlichster Menschen in der zerfallenden sowjetischen Gesellschaft geliefert; ihre Bücher seien weit mehr als nur gute Dokumentarprosa. Mit ihrem jüngsten Buch „Tschernobyl“ sei es ihr gelungen, das „noch immer unübersehbare Ausmaß dieser sozialen und kosmischen Katastrophe darzustellen“.

Den Anerkennungspreis in Höhe von 10.000 Mark erhält die Übersetzerin Ilma Rakusa aus Zürich, die für ihre umsichtige Vermittlung russischer, ungarischer und serbokroatischer, aber auch französischer Literatur gewürdigt wird. Die Auszeichnungen sollen während der Leipziger Buchmesse (26. bis 29. März) verliehen werden. Der vom Freistaat Sachsen, der Stadt Leipzig und dem Börsenverein des Deutschen Buchhandels gestiftete Preis wird in diesem Jahr zum fünften Male vergeben.

Radikale Wege aus der Finanzkrise sucht die Stadt Frankfurt an der Oder. Sie will kurzerhand das Kulturamt auflösen und sich damit von „hemmenden Verwaltungsfesseln“ befreien, wie dpa formulierte. Städtische Kulturbetriebe werden demnach durch öffentliche Verwaltung eher in der Arbeit behindert als gefördert. Eine neue Holding soll statt dessen alle Kultureinrichtungen unter einem Dach zusammenfassen und vor allem unter wirtschaftlichen Kriterien arbeiten. Dazu gehören unter anderem die Konzerthalle, die Museen, die Bibliothek und die Musikschule. Eine Reduktion des Kulturangebots und der Förderung freier Gruppen soll es aber nicht geben.

Der Choreograph Johann Kresnik erzählt in seiner neuen Inszenierung an der Berliner Volksbühne Geschichten rund um das Moskauer Hotel „Lux“. Nach der russischen Revolution von 1917 war das Hotel das Gästehaus der Kommunistischen Internationale und damit der Ort, von dem aus die Revolution in der gesamten Welt organisiert werden sollte. In der Stalin- Ära war das Hotel Quartier vieler Emigranten und eine Stätte gegenseitiger Denunziation. Zu den Gästen des Hotels zählten Ernst Thälmann, Clara Zetkin, Herbert Wehner, Walter Ulbricht und Ho Chi Minh. Premiere des Tanztheaterstücks „Hotel Lux, Ul. Twerskaja 10, MOCKBA“ ist am 22. Januar. Für die Vorbereitungen zu der Produktion reiste Kresniks Truppe nach Moskau und quartierte sich im ehemaligen „Lux“, heute Hotel Zentralnaja, ein. Im „Absteigequartier der Weltrevolution“ trafen sie drei Menschen, deren Biographie eng mit dem Hotel verbunden ist.