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Daimler köpft Airbus

■ Massenentlassungen bei DASA in Finkenwerder in Geheimkonzept geplant

Die Belegschaft der Daimler-Enkelin „Deutsche Airbus GmbH“ – Hauptsitz Hamburg-Finkenwerder – soll auf 11.000 Arbeitsplätze halbiert werden. So sieht es der von der Konzernspitze erarbeitete Geheimplan „Dolores“ vor. Der Grund für die Radikalkur ist eine schwerwiegende Fehleinschätzung des Luftfahrtweltmarktes durch das Daimler Management. Das unterschätzte die Gefahr, daß Haupt-Konkurrent „Boeing“ zu alter Stärke zurückfindet.

Das radikale Sparkonzept, über welches endgültig im Oktober entschieden werden soll, ist Teil der hektischen Bemühungen von Daimler, seine bislang schwerste Unternehmenskrise zu meistern. Neben der Airbus-Mutter Deutsche Aerospace (DASA) trifft das Sparkonzept diesmal mit voller Härte auch die zivile Airbus GmbH.

Das Hamburger Werk käme mit einem Reduzierung der Arbeitsplätze von 7500 auf 5000 noch scheinbar glimpflich davon. Durch den Verlust von tausenden Arbeitsplätzen in Zulieferbetrieben und die geplanten Schließung von zwei der ingesamt sechs norddeutschen Airbus-Werke würde jedoch die norddeutsche Luftfahrtindustrie erheblich an Bedeutung verlieren.

Hamburgs IG-Metall-Chef Klaus Mehrens schimpft: „Da wird nicht mehr unternehmerisch gedacht. Sollten die Pläne verwirklicht werden, wird ein Unternehmen an die Wand gefahren.“ Beim bisher konsequent sozialpartnerschaftlichen Betriebsrat in Finkenwerder laufen mittlerweile die Vorbereitungen für einen entschiedenen Widerstand gegen die Pläne.

Depression dagegen beim Hamburger Airbus-Management: Seit kürzlich bekannt wurde, daß Ex-Airbus-Chef Hartmut Mehdorn, ein ausgewiesener Fan des Airbus, nicht Chef der Dasa wird, sondern den Daimler-Konzern im Zorn verläßt, macht sich Untergangsstimmung breit. Ein Insider: „Die haben in Stuttgart den Kampf gegen Boeing bereits verloren gegeben.“

Florian Marten

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