■ Filmstarts à la carte
: Schrecken im Herrenhaus

Recht britisch ging es in Alfred Hitchcocks erster Hollywood- Produktion zu: Die Daphne-du- Maurier-Geschichte „Rebecca“ wartete mit Landedelleuten und düsterem Herrenhaus auf, und mit Laurence Olivier, George Sanders und Joan Fontaine standen dem Regisseur erstklassige englische Mimen zur Verfügung.

Anders als ihre robustere Schwester Olivia de Havilland verkörperte Joan Fontaine meist etwas verhuschte Erscheinungen – mit ihrem schüchtern-verlegenen Lächeln schien sie für Opferrollen geradezu prädestiniert. In „Rebecca“ wird sie als zweite Gattin eines Gutsbesitzers von einer der verstorbenen Herrin treu ergebenen Haushälterin terrorisiert, die die junge und naive Frau in den Selbstmord treiben will. In einer der hübschesten Szenen des Films zerbricht Fontaine eine kleine Statuette und versteckt aus lauter Angst vor dem Hausdrachen die Scherben, ohne daran zu denken, daß sie sich als Hausherrin nun wirklich nicht rechtfertigen muß. „Rebecca“ gehört zu den atmosphärischsten Filmen Hitchcocks: Neben der furchtbaren Dienerin sind es vor allem die bedrückenden, verstaubten Räume des Herrenhauses, die der jungen Ehefrau aufs Gemüt schlagen und ihre Willenskraft lähmen. Erst ein spektakuläres Feuer setzt dem Schreckensregiment auf dem Landsitz schließlich ein Ende.

Von David O. Selznick mit Blick auf die „Production values“ aufwendig produziert, gewann „Rebecca“ den Oscar als bester Film des Jahres 1940.

Laurence Olivier zum zweiten: Mit seiner Verfilmung von Shakespeares „Henry V“ schuf der populäre Schauspieler und Regisseur in den Kriegsjahren 1943/44 einen Propagandafilm in britischer Sache: Der englische Henry V hatte 1415 in der Schlacht von Azincourt einen Sieg gegen die französische Übermacht erringen können – eine erhoffte Parallele im Kampf gegen Nazi-Deutschland. Doch Olivier zeigt den Monarchen nicht nur als selbst- und machtbewußten Feldherrn: Die Nacht vor der Schlacht durchwacht der Herrscher gemeinsam mit seinen Soldaten und erfährt von den Ängsten und Nöten des Volkes, das am Sinn des Krieges durchaus zweifelt. Die Erkenntnis seiner Verantwortung für das Leben seiner Soldaten macht die abschließende Schlacht für Henry um so bitterer, den notwendigen Sieg jedoch um so triumphaler.

Das Zeughauskino zeigt „Henry V“ in seiner Reihe mit Filmen zu den „Mythen der Nationen“.

Einen Sommertag des Jahres 1996 in Deutschlands Hauptstadt dokumentieren die Regisseure Gunter Hanfgarn und Michael Richter in ihrem Film „Berlin, Seiteneingang“. Was lag da beispielsweise näher, als die Stimmung in der Stadt einzufangen, während der Papst gerade eine Live-Show im Olympiastadion hinlegte? Wie immer kann man die Filmemacher am „Jour fixe des Dokumentarfilms“ nach der Vorstellung in der Filmbühne am Steinplatz zu ihren Ideen und Intentionen befragen.

Lars Penning

„Rebecca“, 11./15.4. im Arsenal

„Henry V“ (OF), 14.4. im Zeughauskino

„Berlin, Seiteneingang“, 13.4. in der Filmbühne am Steinplatz