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Mirows Mogelpackung

■ Stadtteil-Initiativen fühlen sich vom Senatspapier „Handeln für St. Georg“ verschaukelt / Zentrale Forderungen nicht erfüllt Von Silke Mertins

Das senatorische Maßnahmenpaket „Handeln für St. Georg“ stößt im Stadtteil auf wenig bis keine Gegenliebe. Was Stadtentwicklungssenator Thomas Mirow vor zwei Wochen mit stolz geschwellter Brust als behördenübergreifendes Konzept für eine „Trendwende“ in St. Georg vorstellte, sehen Stadtteil-Initiativen als ein „weiteres Papier der Versprechungen“.

Die zentrale Forderung aus dem Stadtteil, nämlich alles zu tun, damit Familien und Gewerbe in St. Georg bleiben, seien nicht erfüllt, kritisierten Einwohnervereine und Drogenhilfe-Einrichtungen gestern auf einer Pressekonferenz.

„Es wird ein wenig an den Symptomen kuriert, ein wenig Farbe drauf“, und das sei alles, fürchtet Helmut Voigtland vom Bürgerverein. In einem Stadtteil, der seit 15 Jahren vernachlässigt worden sei, müsse mehr getan werden „als nur Probleme kurz zuzukleistern“.

Beispiel Kinder- und Jugendeinrichtungen: Eine „überdurchschnittliche Versorgung“ habe man dank Spielhäuser und neuer Hortplätze erreichen können, eigenlobte der Senat. „Die Kinderhäuser wurden als sogenannte Soforthilfemaßnahme 1992 beschlossen“, hält Michael Joho vom Einwohnerverein dagegen. Daß der Senat mit der dreijährigen Verspätung einer Sofort-Maßnahme auch noch angibt, sei ziemlich vermessen. Außerdem das Gegenteil richtig. „In den letzten drei Jahren wurde rund eine halbe Million Mark im Kinder- und Jugendbereich gekürzt“, so Joho. Dabei sei die mit dem Beginn der Schulferien gestrichene Koordinatorinnen-Stelle des Modellprojekts „Schulische Suchtprävention“ noch gar nicht mitgerechnet.

„Die Spielhäuser wurden durch schlechtes Verwaltungshandeln verzögert“, räumt Bernd Meyer, Sprecher der Stadtentwicklungsbehörde, ein. „Dafür kann man sich nur entschuldigen.“ Aber insgesamt findet der Behördensprecher die harsche Kritik aus dem Stadtteil „ein bißchen merkwürdig“. Schließlich basiere das senatorische Maßnahmenpaket auf einem Gutachten der „Arbeitsgruppe Stadtplanung und Kommunalbau“ (ASK) und dem hätten die Stadtteilgruppen und Drogeneinrichtungen zugestimmt.

„Frech“ findet Michael Joho diese Behauptung, denn von dem ursprünglichen Konzept sei nach dem finanziellen Abspecken nur ein Bruchteil übrig geblieben. „Alle unsere zentralen Forderungen wurden nicht erfüllt“, stellt Joho klar. Dazu gehörten, daß die Stadt rotlichtige Hotels und Pensionen aufkauft und wieder in Wohnungen umwandelt. Das ist der Stadt aber zu teuer.

Auch die Sanierungsvorhaben kommen nach Ansicht der Stadtteilinitiativen viel zu spät. „Das Ergebnis ist heute, daß sich zwischenzeitlich Spekulanten bedient haben“, so Rainer Schliemann vom Einwohnerverein. „Jetzt wird die Sanierung erheblich schwieriger.“

Um wirklich eine Trendwende einzuleiten, so die Initiativen, müsse nicht gekleckert, sondern geklotzt werden. Denn: „Jede in St. Georg heute gesparte Mark wird morgen doppelt und dreifach wieder ausgegeben werden müssen“, um die sozialen Folgen der halbherzigen Politik zu bezahlen.

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