Sind Sie beschäftigt?: „Wir brauchen einen Regierungswechsel“
■ Der Fahrer Bernhard K. will auch nach seiner Pensionierung weiter fahren. Er wünscht sich einen Wechsel der Regierung: „Der Alte müßte gehen und junge Leute nachrücken.“
In Berlin gibt es 290.000 Arbeitslose, nur 40 Prozent der Einwohner leben von Erwerbsarbeit. Doch auch wer keine Arbeitgeber hat, ist nicht ohne Arbeit. Die taz fragt deshalb: „Sind Sie beschäftigt?“
Der 58jährige Bernhard K.: Für mich ist es normal, Arbeit zu haben. Ich arbeite seit 18 Jahren als Fahrer bei Severin + Kühn. Das ist eine große Firma. Ich würde schon sagen, daß Busfahrer ein relativ sicherer Job ist. Ich habe damit keine Probleme. Als ich damals anfing, habe ich mir keine Gedanken über Arbeitslosigkeit gemacht. Da wurden ja noch Fahrer gesucht. Da hab' ich noch jedes Jahr die Firma gewechselt, einfach so aus Spaß. Soviel ich weiß,
werden heute in den großen Busunternehmen in Berlin Leute nur noch mit Zeitverträgen eingestellt. Sonst eben Aushilfsfahrer auf 620-Mark-Basis. Man hat das Gefühl, wenn ein Mitarbeiter weggeht, ist man in der Firma geradezu erleichtert. Weil ich lange genug dabei bin, bin ich zum Glück fast unkündbar. Ich werde spätestens mit 63 Jahren in den Ruhestand gehen.
Was ich dann mache? Dann werde ich auf Zeitarbeitsbasis mit 620-Mark-Jobs weiterarbeiten. Im Fahrgeschäft gibt es, ob nun Bus oder Lkw, auf jeden Fall genügend Arbeit. Ob ich unbedingt nur fahren werde, weiß ich aber noch nicht. Aber irgendwas in der Art wird es schon sein. Außer Fahren bleibt nicht viel anderes, obwohl ich mir auch vorstellen könnte, gar nicht mehr zu fahren.
Daß es so viele Arbeitslose gibt, liegt an den Politikern. Deshalb brauchen wir einen Wechsel der Regierung. Dann würden die Leute zumindest wieder etwas positiver denken. Es muß nicht unbedingt Rot-Grün sein. Es geht darum, daß es überhaupt einen Wechsel gibt. Der Alte müßte endlich samt seinem Stellvertreter gehen – und junge Leute nachrücken. Das wäre mir fast lieber. Aber das scheint nicht möglich zu sein. Also bleibt nur die Möglichkeit Rot-Grün. Aber die sind mir auch schon ein bißchen zu alt. Barbara Bollwahn
wird fortgesetzt
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