: Nervtötender Motor im Erdinger Moos
Die Betreiber des Münchner Flughafens wollen dessen Kapazität bis 2003 fast verdoppeln – die Flughafengegner können das geplante „Terminal 2“ nur noch verzögern, nicht verhindern ■ Aus München Stefan Kuzmany
Ähnlich wie sein verblichener Namensgeber soll jetzt auch der Münchner Flughafen „Franz Josef Strauß“ in die Breite gehen. Erwin Huber (CSU), bayerischer Finanzminister, stellte gestern auf dem Airport im Erdinger Moos das Erweiterungskonzept vor. Die bisherige Kapazität von 20 Millionen Fluggästen (real: 17,9 Millionen im Jahr 1997) soll nach dem Willen der Betreibergesellschaft „Flughafen München GmbH“ (FMG) bis spätestens zum Jahr 2003 mit einem neuen „Terminal 2“ um weitere 15 Millionen aufgestockt werden.
Das nach Hubers Worten 1,7 Milliarden Mark teure Projekt müsse „ohne Steuermittel und Haushaltsausgaben des Freistaates Bayern bewerkstelligt werden“, betonte der Finanzminister – bezahlt werden soll das zweite Terminal durch eine Kooperation der FMG und der Lufthansa. Diese erstmalige Zusammenarbeit einer Flug- und einer Betreibergesellschaft garantiert der Lufthansa und ihren Partnern „das exklusive Nutzungsrecht“ – wer hier starten und landen möchte, muß sich vorher mit den Kranichen einigen.
Während Erwin Huber das spezielle Vorhaben und den Flughafen allgemein als „Motor für Wirtschaft und Region“ bejubelt, herrscht auf Seiten der Naturschützer und Anwohner große Skepsis über das neue Terminal. Mußten für den ursprünglichen Flughafen München 2 bereits 1.800 Hektar des Erdinger Mooses weichen, wären für den Erweiterungsbau noch weitere 80 bis 100 Hektar zur Betonierung fällig. „Dafür ist mir das Moos zu schade“, meint Christian Magerl, Landtagsabgeordneter der Grünen und Vorsitzender des Bundes Naturschutz (BN) in Freising.
Bedenklicher als die weitere Naturzerstörung scheint ihm allerdings die Erhöhung der Flugbewegungen über den Köpfen der auch ohne Neubau bereits frustrierten Anwohner. Schon jetzt landet oder startet während der Rush-hour alle 45 Sekunden ein Jet auf dem Erdinger Moos – „damit liegt München an sechster Stelle unter den am stärksten frequentierten Flughäfen Europas“, vermeldet die FMG stolz. „Der Fluglärm wird zunehmen, und wahrscheinlich wird sich auch die Zahl der Nachtflüge erhöhen“, fürchtet Magerl.
In Erding gibt es eine Nachtflugregelung, nach der pro Nacht 38 Flugbewegungen erlaubt sind – tatsächlich wird diese Zahl nach Magerls Informationen aber wegen Verspätungen gelegentlich überschritten. Eine Flughafenerweiterung hätte zwangsläufig vermehrte Überschreitungen oder gar eine Änderung der Regel zur Folge. Über seine Chancen, das „Terminal 2“ zu verhindern, gibt sich Magerl keinen Illusionen hin: „Bei den derzeitigen Mehrheitsverhältnissen in Bayern werden wir politisch nichts mehr ausrichten können.“ Trotzdem bleibt dem Bund Naturschutz noch eine letzte Möglichkeit, das Projekt zumindest zu verzögern: Auf dem geplanten Bauareal besitzen die Naturschützer noch ein Grundstück. Damit sind sie als Nachbarn zu einer umfassenden Klage gegen das „Terminal 2“ berechtigt.
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