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Unterm Strich

Samplingartisten, aufgepaßt! Die Bekämpfung des Urheberrechtsmißbrauchs geht nach Ansicht von Bundespräsident Roman Herzog auch diejenigen etwas an, die die Zugänge organisieren oder eröffnen, „egal, wo sie ihren Sitz haben“. Beim Urheberschutz gehe es im Kern um die Verwirklichung einer kulturellen Verpflichtung, die alle Beteiligten in dem dynamischen und globalen Prozeß der Digitalisierung etwas angehe, betonte Herzog am Sonntag in Berlin. Er empfing in seinem Amtssitz Schloß Bellevue die Teilnehmer der internationalen Urheberrechtskonferenz, die am Montag beginnt. Als sehr erfreulich bezeichnete es das Staatsoberhaupt, daß auch die Staaten Mittel- und Osteuropas Zugang zum Weltverband der Urheber gefunden hätten, um das Netz des Urheberschutzes auch dort enger knüpfen zu können.

Ostjazzer, hergehört! Jazzgruppen und -solisten aus den neuen Bundesländern sollen nach Auskunft des Deutschen Musikrates künftig besonders gefördert werden. Gute Voraussetzungen dazu biete die zweite Bundesbegegnung „Jugend jazzt“, teilte der Musikrat am Sonntag mit. Sie soll Ende April 1999 in Rostock veranstaltet werden und den Gruppen aus dem Osten spezielle Fortbildungsmöglichkeiten eröffnen. Dazu gehörten die Teilnahme an herausragenden Jazzkursen und Einzelunterricht bei bekannten Jazzpädagogen im In- und Ausland, hieß es. Darüber hinaus würden auch Chancen für CD-Produktionen geboten. Jetzt könnt ihr, liebe Ostjazzer, euch selbst überlegen, ob ihr das wollt.

Geschichtskriminologen, Notizbuch raus! Es war die Putzfrau, die Anne Frank und ihre Familie mit großer Wahrscheinlichkeit an die Nazis verraten hat – zu diesem Schluß kommt eine neue Biographie, die am Montag erscheint. Die Autorin Melissa Müller beruft sich in ihrem Buch „Das Mädchen Anne Frank“ (Claassen-Verlag) auf Informationen, die sie bei Recherchen in deutschen und niederländischen Archiven fand. Demnach gibt es Hinweise, daß das Hausmädchen Lena Hartog – aus Angst um den Verlust ihrer Arbeitsstelle – den anonymen Hinweis auf das Versteck in einem Amsterdamer Hinterhaus an die deutschen Besatzer gegeben hat. Bei anderen Anne- Frank-Forschern stießen die Erkenntnisse über die Denunziantin auf ziemliche Skepsis. „Ich bin nicht überzeugt“, sagte Peter Romijn vom Institut für Kriegsdokumentation der Niederlande, das das weltberühmte Tagebuch der Anne Frank zusammengestellt hat. Es handele sich lediglich um Indizienbeweise. Aber diese verdienten eine weitergehende Betrachtungen, gestand Romijn zu. Die Anne-Frank- Stiftung verwies auch auf die Möglichkeit, daß sich die Franks unvorsichtigerweise selbst verraten haben könnten. Anne habe in ihrem Tagebuch mehrmals über lärmende Vorfälle berichtet, „die Tote wiedererwecken können“.

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