„Ja, frisch ist es hier“

Nach 17 Monaten Expedition im Eis ist der Abenteurer Arved Fuchs gestern wieder nach Hamburg zurückgekehrt  ■ Von Matthias Berg

Arktisch weiß weht die Flagge auf dem roten Museumsschiff, das fest im Hamburger Hafen liegt. Die Menschenmenge schaut kurz zu ihr auf und weiß bescheid: Arved naht. Die Fahne mit der schwarzen Wolfs-tatze auf schneeweißem Grund kündigt ihn an. Doch noch heißt es warten. Langsam tuckert der kleine rote Kutter mit dem Abenteurer an Bord heran und macht endlich, nach 17 Monaten und 7.000 Seemeilen, wieder in Hamburg fest.

Die Wege durchs Packeis, durch das Arved Fuchs bei seiner jüngsten Expedition steuern mußte, können kaum enger gewesen sein als die Pfade, die er sich nun durch die Scharen von Reportern bahnt. Umringt von Mikrofonen und inmitten des Stimmengewirrs schafft er es kaum, einzelne Fragen zu beantworten. „Ja, frisch ist es hier“, erfreut er schließlich die frierenden Journalisten.

„Wann gehts weiter?“, möchte einer wissen. Doch Arved will erst mal gründlich duschen oder baden, vorher geht's sicherlich nicht weiter, das ist sicher. Nein, ein Aussteiger sei er nicht, sondern „ein Abenteurer, der die Gefahren nicht unbedingt sucht, doch für die wunderbaren Erlebnisse akzeptiert“. Einem Eisbären in die Augen zu schauen, der über die zugefrorene See bis ans Schiff herrangekommen konnte – sicherlich eine Erfahrung, für die man auch mal 40 Grad Kälte, Sturm und lange Nächte erträgt.

Doch neben den Naturerlebnissen wie Polarlicht und gigantischen Eisschollen stand auch Forschungsarbeit auf dem Programm. Fuchs' Crew segelte mit dem Kutter Dagmar Aaen bei der „Artic Passages Expedition“ auf historischen Routen durch die Arktis. Sie reiste auf den Spuren des schwedischen Ingenieurs Salomon August Andree, der vor 100 Jahren versuchte, mit einem Heißluftballon zum Nordpol zu gelangen.

Auch ein Mitglied von Fuchs' Expedition stieg in einem Ballon gen Himmel – allerdings nicht, um bis zum Nordpol vorzudringen. Auch „nicht, um besser zu sein“, wie Fuchs erklärt, sondern um genaueres über die Umstände des gescheiterten Versuchs zu erfahren.

Viele Erkenntnisse werden erst später im Labor ans Licht kommen, denn alle Crewmitglieder trugen Tag und Nacht sogenannte Dosimeter, die jede Veränderung des Blutdruckes und wohl auch des Hormonhaushaltes aufzeichnen. Damit stößt die Expedition in wissenschaftliches Neuland vor. Sie hofft, mit dieser Kontrolle mehr über die Auswirkungen von UV-Strahlen zu erfahren.

Vielleicht kommt dabei ja auch heraus, ob der Blick in die schwarzen Augen eines Eisbären oder der Anblick des Hamburger Feuerschiffes das Abenteurerherz schneller schlagen lassen. Doch bis es soweit ist, kann Arved Fuchs sicherlich noch ein warmes Bad genießen.