■ Standbild: Zu Recht traurig
„Sisko“, Fr., 20.15 Uhr, ZDF
Das riecht nach Paralleluniversum: ein gelber Schriftzug, eine eingängige Melodie, unter dem Wort „Drehbuch“ steht „Herbert Reinecker“, der „Produzent“ heißt „Helmut Ringelmann“. Es folgt die alte Geschichte um einen Münchner Mordfall, der ohne Spektakel von einem moralpredigenden Kriminalen gelöst wird.
Trotzdem: „Siska“ ist nicht „Derrick“, und wenn Peter Siska (Peter Kremer) öfter als andere Menschen traurig ins Leere stiert, dann hat er auch einen Grund dafür: Vor kurzer Zeit erst ist seine Frau vor seinen Augen von einem übereifrigen Polizisten erschossen worden. Bei der Darstellung dieses grausigen Eheendes erlebte man einen schreienden und heulenden Peter Kremer. Auch wenn er später nur noch traumatisiert durch seine neuen Dienstgebäude läuft, macht diese Szene Lust auf weitere Kremersche Glanzleistungen in späteren „Siska“-Episoden. Ein würdiger Ersatz also für den – jetzt darf es endlich raus – in letzter Zeit recht langweiligen Vorgänger? Schauspielerisch in jedem Fall.
Nur die nicht sonderlich spannende Geschichte um jugendliche Autodiebe stammt noch aus demselben Kopf wie sämtliche „Derricks“, und Reinecker hat, nun ja, eine Vorliebe für Dialoge, wie sie in freier Wildbahn nie gehört wurden: „Ich hab' gehört, Sie wollten die Kleine gar nicht mehr loslassen“, fragt der neue Harry (Matthias Freihof) den neuen Stephan am Ende, nachdem sein Chef eine junge Autodiebin gerettet hat. „Haben Sie gehört? (Pause Pause Pause) Tja, ich hab' nicht sie umarmt“, antwortet Siska, blickt traurig, denkt an seine tote Frau – und plötzlich geschieht etwas mit uns: Nein, es ist nicht dasselbe Gesicht, und eine andere Stimme ist es auch. Aber die Botschaft lebt fort. Stefan Kuzmany
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