Stabil dank Israel

Die Arabische Republik Syrien ist mit 185.180 Quadratkilometern etwa halb so groß wie Deutschland. Westlich grenzt Syrien an das Mittelmeer. Nachbarländer sind die Türkei, der Irak, Jordanien, der Libanon und Israel.

Neben der Amtssprache Arabisch werden Kurdisch und Armenisch gesprochen. Von 15.500.000 Einwohnern sind 89 Prozent Araber und sieben Prozent Kurden. Obwohl die Mehrheit der Bevölkerung mit 74 Prozent sunnitischen Glaubens ist, bilden Angehörige der Minderheit der Alawiten (zwölf Prozent) die Mehrheit der herrschende Elite.

Der arabische Nationalismus der regierenden Sozialistischen Baath-Partei ist säkular orientiert. 1971 übernahm Hafis al-Assad in einem „Kurskorrektur“ genannten Putsch die Macht. Seine Politik balanciert zwischen militärischer Härte, Zugeständnissen an die sunnitische Bourgeoisie, Unterdrückung des islamistischen Widerstands, arabisch-nationalistischer Ideologie und brutaler Machtpolitik. Kleine kulturpolitische Freiheiten und ein offiziell existierendes – aber von der Baath dominiertes – Mehrparteiensystem sollen die Basis des Regimes erweitern, ohne der Opposition einen Spielraum zu lassen. Eine wichtige Legitimation der Diktatur ist die Konfrontation mit Israel. Sie integriert manche, die dem Baathismus ansonsten feindlich gegenüberstehen.

Der einstige Bündnispartner der Sowjetunion bemüht sich um eine behutsame Annäherung an den Westen. Im Krieg zwischen Iran und Irak unterstützte Syrien den Iran. Nach der irakischen Besetzung Kuwaits 1990 schlug sich Syrien auf die Seite der Golfkriegsalliierten.

Seit dem Auftakt des Nahostfriedensprozesses signalisierte Syriens Führung eine grundsätzliche Bereitschaft zu einem Friedensvertrag mit Israel. Zentraler Streitpunkt ist jedoch der von Israel besetzte und annektierte Golan, ein strategisch wichtiger und wasserreicher Gebirgszug.

Inzwischen nähert sich Syrien wieder dem Irak an. Seit 1997 ist die Landesgrenze zwischen den beiden rivalisierenden Staaten geöffnet. Das hat vor allem wirtschaftliche Gründe: Syrien kassiert Transitgebühren für Hilfstransportlieferungen an den Irak.

Syriens Wirtschaft besteht zu dreißig Prozent aus Landwirtschaft, 23 Prozent Industrie und 47 Prozent Dienstleistungsgewerbe. Importiert werden Nahrungsmittel, Maschinen, Fahrzeuge und Brennstoffe. Zu den Exportgütern zählen Erdöl, Baumwolle und Agrarerzeugnisse. Zwei Drittel der Exporteinnahmen sollen aus den Ölquellen fließen. Vieles davon landet jedoch auf privaten Konten der Machthaber.

Trotz hoher Auslandsschulden liegt das Wirtschaftswachstum bei vier bis sechs Prozent. Die Hälfte des Handels betreibt Syrien inzwischen mit den EU-Staaten. Fünfzig Prozent der Industrieproduktion ist mehr oder minder privat. Allerdings behält sich das Regime wichtige Steuerungsmöglichkeiten wie die Kontrolle des Geldverkehrs vor. Damit verhindert es ein allzu mächtige Erstarken der sunnitischen Bourgeoisie.

Der Durchschnittsverdienst liegt bei 1.180 US-Dollar pro Jahr. Etwa achtzig Prozent des Vermögens und Einkommens verteilt sich auf nur fünfzehn Prozent der Bevölkerung. Katja Stiegel