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Seid Sand im Getriebe –betr.: „Wir wollen Fragen stellen können“ (Mahnmal Berlin), taz vom 8. 2. 99, „Grüne keine Zukunftspartei mehr“, taz vom 9. 2. 99

Der Artikel der drei Repräsentanten der jungen Generation zeugt von hohem Anspruch und überzeugt durch gute Gedanken einer idellen Haltung. Eigentlich war ich bis dahin anderer Meinung, nämlich daß ein Museum oder eine andere Dokumentation eine sinnvolle Ergänzung wäre. Sie haben aber recht – wir Deutsche brauchen einen Mahnklotz, anders werden wir wohl nicht zum andächtigen Schweigen gebracht. Tröstlich, daß junge Menschen diese Gedanken hegen, und wichtig, sie auch auszusprechen und in der taz abgedruckt zu sehen. Hut ab, bei soviel gutem Geist.

Das ganze Gegenteil empfinde ich hingegen, wenn ich einen Tag weiter lese, was die jungen Grünen am derzeitigen GAL-Denken und den 68ern kritisieren. Nach dem Motto: Arbeitsplatz ist wichtiger als ein Ende der Atomkraftwerke: Auch hier Pragmatismus oder was? Als Vertreterin just jener kritisierten 68er Generation und „Pusher“ des antikonventionellen Denkens, frage ich mich, ob jener Pragmatismus nicht ein Mitschwimmen im Mainstream des derzeitigen Flachgeistes ist. Vor allem: Gibt es nicht genügend Konzepte und Studien der Wissenschaftler und Soziologen, wie die Gesellschaft hinsichtlich Arbeit für alle umfunktioniert werden könnte, was ja eine Herausforderung für die Grünen wäre und was man derzeit leider nicht erkennt? Und: Sind Werte für Menschlichkeit links, rechts oder veraltet? Was also für mich die GAL bedeutet (und für viele andere auch) heißt: Zurück zu jenen Werten, seid Sand im Getriebe einer Gesellschaft, deren Parteien sich ein vermeintliches C für christlich und ein S für sozial auf die Fahne schreiben. Was ist also, wenn es künftig keine wählbaren Ideale mehr gäbe? Dann aber nix wie wegbleiben von der Wahlurne. Und das wäre ja auch nicht gut. Susanne Sölter, Hamburg

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