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Objektiv wenig von Pazifismus verstanden

■ betr.: „Über notwendige Kriege“ (Schlagloch), taz vom 9. 6. 99

Welche Erkenntnis: Jahrtausende Menschheitsgeschichte widerlegen so gesehen „objektiv“ den Pazifismus. Aber, verflixt noch mal, die Idee ist auch mit modernsten Waffen nicht totzukriegen. Kreimeier beweist nur objektiv, wenig von Pazifimus zu verstehen: Seit wann ist eine Geisteshaltung, seit wann ist eine Gewissensentscheidung „objektiv“ beweisbar oder widerlegbar? Und als Beleg für diese seine Wahrheit führt er nichts weiter an als (mal wieder) eine Unterstellung gegenüber „den“ Pazifisten. Daß die Welt nicht in Schwarzweiß, Ja und Nein, Gut und Böse einteilbar ist, darüber brauchen viele KriegsgegnerInnen wohl am wenigsten Belehrung: Dies ist schließlich der Grund, warum mensch gegen den Krieg ist, welcher immer(!) auf Freund-Feind-, Schuldig-unschuldig-Schemata beruht.

Der Krieg war also ungerecht, aber, da ja notwendig, dennoch richtig? Er war ungerecht, hat aber doch zu Gutem (also einer besseren Welt) geführt? Seit wann ist Ungerechtigkeit richtig und gut? Seitdem Intellektuelle (Sophisten) den Herrschenden die Begründungen für ihre Weltverarsche verkaufen! [...] Rainer Landele, Trier

Mir als historisch-objektiv widerlegter Radikalpazifistin (oder so ähnlich) bleibt derzeit anscheinend nur noch das Fragenstellen. Nun denn: Haben die Nato-Luftangriffe auf Jugoslawien irgend jemanden „vor Vertreibung, Vergewaltigung und Vernichtung“ geschützt? Wenn nein, wieso und wofür waren die Nato-Luftangriffe dann notwendig? Kann man wirklich davon sprechen, daß „alle anderen Mittel versagt haben“, wenn die Friedens- und Versöhnungsarbeit auf dem Balkan Dutzenden kleiner und kleinster NGO-Gruppen überlassen und dem wirtschaftlichen Niedergang der Region – der sich mit einem Bruchteil des Geldes, das mittlerweile für die Kriegführung ausgegeben wurde, hätte mildern lassen – tatenlos zugesehen wurde, wenn die Frage, wer die Friedenstruppe zusammenstellt bzw. kommandiert, in Rambouillet für nicht verhandelbar erklärt wurde, wenn kein ernsthafter Versuch gemacht wurde, eine auch für Rußland und China akzeptable Konzeption zu entwickeln und damit ein UNO-Mandat zu erreichen? Und schließlich: Sollte es nicht zu denken geben, wenn die demokratische Opposition in Jugoslawien, die uns als Demokraten besonders am Herzen liegen sollte, die Luftangriffe als Ende ihrer Möglichkeiten, Opposition gegen Miloevic zu betreiben, beklagt? Ute Finckh, Berlin

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