■ beiseite: Riesenfete
Alte, ausgeleierte Binsenweisheit, kommt aber immer gut: Große Ereignisse werfen ihre Schatten weit voraus. Denn kaum war der letzte der 114 Wagen des Karnevals der Kulturen in der Dunkelheit der Kreuzbergstraße verschwunden, kaum hatte man sich die Abschiedstränen getrocknet, tauchte schon ein heller Lichtstreif am Spektakelhorizont auf: Sollte es Mitte Juni nicht wieder ein Superfest in der Stadt geben? Keinen Superumzug zwar, aber so was Ähnliches: die Fête De La Musique, bei der tolle Bands den ganzen Tag auf Bühnen überall in der Stadt tolle Musik spielen. Und so wird an diesem Wochenende, wie man so sagt, die ganze Stadt zu einer einzigen großen Bühne. Ein wahrer Pfiffikus, wer es schafft, der Fete aus dem Weg zu gehen! Warum es in diesem Jahr zwei Tage braucht, wo die vergangenen vier Jahre auch einer gereicht hat? Wir vermuten mal: wegen der Zahlen, die Erfolg bedeuten. Gab es 1995 lediglich 1 Bühne, 8 Bands und 4.000 Zuschauer, so waren es im letzten Jahr 21 Bühnen, 240 Bands und 50.000 Zuschauer. (Dieses Jahr: 150 Bands, 30 Bühnen, Zuschauerprognose natürlich hervorragend.) Muß also toll sein, was da so groß ist und eine so aufdringlich gute Idee hat – Musiker und Menschen aller Länder, vereinigt euch! Bloß: Mehr als Biertrinken ist dann auch wieder nicht. Denn „triphoppende Popsongs“, Bands mit „charmant-schrägem Potential“, Lyrics wie „Jetzt ist Sommer, und es regnet“ oder „Gitarren Monster Magnetischer Natur“ (alle Bonmots aus dem Programmheft) lassen wie gehabt nur Schlimmes erwarten. Einen Tip gibt es trotzdem: Auf einer Bühne auf dem Parkplatz des Nordbahnhofs in Mitte treten u. a. No Underground, Christine Lang und MC Looney Tune auf. Und nicht vergessen: Nächste Woche ist Christopher Street Day! gb
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen