Auf du und du mit der Fischerei
: Subventionsgeangel

■ Fischer kassieren im Durchschnitt 28.000 Mark Subventionen pro Jahr

Die europäischen Steuerzahler finanzieren den Erhalt der viel zu großen Fischereiflotten und damit die folgenschwere Überfischung auf der ganzen Welt. Zu diesem Ergebnis kommt eine neue Studie, die der WWF heute in Bremen vorgelegt hat. Der WWF führt auf, dass die EU-Fischereiindustrie allein 1997 mindestens 1,8 Milliarden Mark von der Europäischen Union sowie zusätzlich eine Milliarde Mark nationale Hilfen der Mitgliedstaaten erhalten hat. Die Gesamtsumme beläuft sich damit auf 2,8 Milliarden Mark in einem Jahr, das entspricht rund 28.000 Mark pro Schiff oder rund 9.000 Mark für jeden EU-Fischer. Das Geld der Steuerzahler stellt für die Fischereiindustrie einen großen Anreiz dar, ihre Flotten immer weiter zu vergrößern und aufzurüsten.

„Die Auswirkungen der Subventionen sind verheerend: Durch die Überkapazitäten der Fischereiflotten sind bereits 60 Prozent der wertvollsten Fischbestände, darunter Ostseelachs, Nordsee-Kabeljau, Rotbarsch und Roter Tunfisch, entweder erschöpft oder überfischt“, sagte WWF-Fischereiexperte Christian von Dorrien. Der WWF fordert die Europäische Union und alle großen Fischereinationen auf, schädliche Fischereisubventionen abzuschaffen. Subventionen dürfen allenfalls Maßnahmen fördern, die der dauerhaften Sicherung von Fischbeständen und dem Schutz der Meeresumwelt dienen.

EU-Fischereisubventionen stellen Mittel für die Verbesserung von Fischereigerät, den Bau neuer Schiffe, den Abbau alter Schiffe, Hilfen für die Verarbeitung und Vermarktung von Fischprodukten und den Kauf von Fischereirechten in den Gewässern anderer Länder zur Verfügung. Die meisten Subventionen für die Fischereiindustrie machen jedoch weder ökonomisch noch ökologisch Sinn. Wenn ein Bestand nach dem anderen durch zu große Flotten bis zur kommerziellen Ausrottung befischt wird, berauben sich die Fischer letztlich der eigenen Einkommensgrundlage. Fisch, der auf Grund der geringen Menge schwer zu finden ist, macht den Fischern mehr Arbeit bei weniger Erträgen, da länger und öfter gefischt werden muss. Dieser unwirtschaftliche Mehraufwand wird durch Subventionen aufgefangen und verhindert eine Anpassung der Flottengröße an die vorhandenen Fischbestände.

„Jedes Kilogramm Fisch, das angelandet wird, ist bereits zu 20 Prozent vom Steuerzahler bezahlt worden bevor es ins Geschäft kommt“, kritisierte Christian von Dorrien. Die Reduzierung der Fischereisubventionen würde nicht nur das Geld des Steuerzahlers sparen, sondern vor allem die Versorgung mit Fisch auch für zukünftige Generationen sicherstellen.

Angesichts der weltweiten Überfischung haben sieben Hauptfischereinationen, darunter die USA, Island und die Philippinen Alarm geschlagen und einen formellen Antrag an die Welt-Handelsorganisation (WTO) gerichtet, die Fischereisubventionen beim nächsten Treffen im November zu verhandeln, da sie den Welthandel behindern. Die Europäische Union muss jetzt ihre eigene Praxis der Subventionenvergabe dringend reformieren. dpa

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