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■ Rosi Rolands Bremer GeschichtenAlles war absolut koscher

Wenn man so sehr dem Kesseltreiben der Journaille ausgesetzt ist wie in den letzten Tagen der frühere Innensenator Ralf Hubertus Borttscheller, dann braucht man ein dickes Fell. Frau Borttscheller hat das nicht. Sie war früher einmal Geschäftsführerin der Baufirma Nordgrund, jedenfalls im Handelsregister eingetragen, und hatte daran eine Zeit lang, bis das auffiel, sehr gut verdient, allerdings nicht so viel, wie sie als begeisterte Golferin auszugeben pflegte. Sie fand schon lange vor der Bürgerschaftswahl, das Senatorengehalt ihres Mann reiche nicht, um die aufgelaufenen Schulden und die Tankrechnungen der Tochter abzahlen zu können.

Dass ihr Mann eines der ersten Honorare ausgerechnet bei dem unter Mord-Anklage stehenden Schausteller Klaus Renoldi eintreiben musste, steht auf einem anderen Blatt. Aber die Mandanten kann sich ein Anwalt auch nicht aussuchen. Die Öffentlichkeit beim Renoldi-Prozess wäre ja fast Reklame gewesen, wenn er nur vor Gericht mehr Erfolg gehabt hätte; sechseinhalb Jahre rechtskräftig sind nicht gerade eine Werbung für den Anwalt.

Gegen die bayerischen Richter war Borttscheller ratlos, aber gegen eine Serie giftiger Presseveröffentlichungen weiss der frühere Innensenator sich zu wehren. Am Dienstag war Bürgerschafts-Sitzung, da sah Borttscheller den Weser Report-Chefredakteur Axel Schuller auf der Tribüne und schaltete schnell. Er winkte Schuller zu und verabredete sozusagen per Handzeichen ein Gespräch, ab Mittwoch hatte Borttscheller dann im Weser Report mehr als eine halbe Seite die Chance zu erzählen, wie es wirklich gewesen ist. In Nürnberg hatten Journalisten ihn auf dem falschen Fuss erwischt; erst hatte er gesagt, der Schausteller Klaus Renoldi sei im Konsens zwischen Stadtamt und ihm als oberster Dienstbehörde trotz der Vorwürfe der Staatsanwaltschaft zugelassen worden. Dann hatte er gesagt, Stadtamt und er seien sich einig gewesen, dass Renoldi nicht zugelassen werden konnte, dessen Frau aber habe doch die Zulassung gehabt.

Nach erneuter Beschäftigung mit der Sache erinnerte sich Borttscheller nun, er selbst habe dabei auch eher eine nachgeordnete Rolle gespielt: „Tatsächlich war es so, dass mein zuständiger Abteilungsleiter in der senatorischen Behörde mir vorgeschlagen hat, Herrn Renoldi auf dem Freimarkt zuzulassen.“ Die Presse, kritisiert Borttscheller, habe verschwiegen „dass nicht ich die Entscheidung an mich gezogen habe, sondern dass die übergeordnete Verwaltung einen Vorschlag gemacht hat, dem ich gefolgt bin.“

Man überschätzt eben gern den persönlichen Anteil der Senatoren an Entscheidungen der Senatsverwaltung. Verantwortlich ist der Abteilungsleiter.

Wo findet man in Bremen noch eine Zeitung, die diese Klarstellung unter der Überschrift „Alles ist absolut koscher“ (O-Ton Borttscheller) veröffentlicht?! Wie gut, dass wir den Weser Report haben, findet

Ihre Rosi Roland

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