piwik no script img

Vegetativ gesteuerte Autoabhängige

betr.: „Kröten im Zapfhahn“, taz vom 7. 1. 00

Bei dem zaghaften Versuch der Regierung, den wahnsinnigen Pkw-Verkehr auf vernünftigere Bahnen zu lenken und bessere Autos zu erzwingen, muss jede Regierung scheitern, wenn selbst geringfügige Benzinpreiserhöhungen wie eine Strafgebühr aussehen. Die enormen Benzinpreiserhöhungen der Ölkonzerne wurden ja akzeptiert.

[...] Die große Gemeinde der von Jugend auf Autoabhängigen wird rein vegetativ gesteuert wie Fortpflanzung, Nahrungsaufnahme und Jagdleidenschaft. Ich habe noch nie gehört, dass sich Autofahrer über die tausendfachen Menschenopfer und das Heer der Autokrüppel aufregen.

Mit Vernunft kann da niemand etwas erreichen, man müsste an die Opferbereitschaft der Glaubensbrüder appellieren, etwas für ihre Lieblinge zu tun. Dann wären zehn Mark noch zu wenig. Außerdem braucht die Autogemeinde von dem „Kanzler aller Autos“ nichts zu befürchten.

Die Autoabhängigen sollten mit ihren Klagen vorsichtig sein, denn die Steuergemeinschaft bezahlt bisher klaglos die ungeheuren Leichenberge, die Krüppel, die Kranken, die vergiftete Umwelt, die Klimaschäden, die Landschaftszerstörung usw., die die bedenkenlos Auto fahrende Masse verursacht. Es wäre das erste Mal in der Geschichte, dass eine Masse etwas Vernünftiges wollte und täte.

Ludwig Berger, Buchen

Was wollt ihr? Benzinpreise unter einer Mark, intakte Umwelt ohne Katastrophen und ohne Ozonloch, Atomenergie ohne ein zweites Tschernobyl, kein Smog im Sommer, Kinder ohne Krebs und alt werden bis weit über 100 Jahre?

Wenn mir jemand beweist, das er eine zweite Natur in seiner Hosentasche bereit hält, dann fände ich die Ökosteuer auch unnötig. [...] Da entrüsten wir uns über Tankerunfälle auf den Weltmeeren und den damit verbundenen Umweltkatastrophen. Öl-Multi-Firmen zerstören die Umwelt von Beginn der Gewinnung bis zum letzten Schritt der Verbrennung (zum Beispiel Kfz). Sie regeln ihre Preise willkürlich und halten die Verbraucher für abhängig und unflexibel. Wer entsetzt sich hier? Warum zeigen wir denen nicht einfach, dass wir uns nicht so schnell in die Abhängigkeit drängen lassen, dass wir unsere Umwelt achten und pflegen. [...] Wir leben mit zwei Kindern ohne Auto in einer Kleinstadt – ohne Probleme und „Entzugserscheinungen“! Die wenigsten der Jammernden sind wirklich abhängig davon.

Antje Baltaci, Heusenstamm

Die Ökosteuer der Joschkisten und Trittinisten ist ein echter Funkiller. Die grünen Missionare vertreten heute nicht einmal drei Prozent der gesamtdeutschen Bevölkerung, dennoch sitzen ihre Protagonisten auf Schlüsselpositionen der Regierung und bestimmen über existenzielle Sachfragen wie die Energiepolitik. Auch bei einer Politik gegen ihre energiefeindlichen Grundwerte würde ihr geiler Machthunger sie nicht zu politischen Konsequenzen – Rücktritt – veranlassen. Die Dekadenz einer Ökosteuer auf Atemzüge ist zu verhindern. [...] Peter E. W. Schulz, Berlin

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen