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Neuer Streit um Historiker Nolte

BERLIN taz ■ Der umstrittene Historiker Ernst Nolte sorgt für neuen Wirbel in der Zunft: Grund ist die Laudatio, die der Direktor des Münchener Instituts für Zeitgeschichte, Horst Möller, gestern anlässlich der Verleihung des Konrad-Adenauer-Preises hielt. Er lobte Noltes „Lebenswerk von hohem Rang“. Sein Berliner Kollege Heinrich August Winkler hatte Möllers Teilnahme an der Ehrung einen „schweren Fehler“ genannt. Die konservative Deutschland-Stiftung begründete diese als „Bekenntnis zur Wissenschaftsfreiheit“. Mit der These, dass die NS-Verbrechen durch den „roten Terror“ in der Sowjetunion bedingt seien, hatte Nolte 1986 den Historikerstreit ausgelöst. Auschwitz sei Folge eines „ideologischen Bürgerkriegs zwischen Marxismus und Faschismus“ gewesen. Kritiker warfen ihm vor, den NS-Terror zu relativieren. Möller verteidigte den Vergleich als methodisch legitim. Nolte selbst provozierte in München aufs Neue: Das geplante Holocaust-Mahnmal verewige germanozentrische Geschichtsdeutung. Es sei aber zu akzeptieren, weil der Holocaust einzigartig sei. CDU-Chefin Angela Merkel hatte wohl nicht nur wegen „persönlicher Schwierigkeiten“ mit dem Historiker als Rednerin abgewunken. Die Deutschland-Stiftung ist jüngst wegen der NS-Vergangenheit ihres langjährigen Lenkers ins Zwielicht geraten. NM

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