piwik no script img

Heute Friseurin, morgen Postzustellerin

Der flexible Mensch ist keine Utopie. Eine Studie der Universität Bremen belegt, dass nur ein Drittel der Fachkräfte noch einen ununterbrochenen Berufsweg aufweisen kann. Arbeitslosigkeit ist nicht immer der Grund für die Unterbrechung

BERLIN taz ■ Bankkaufleute bleiben eher in ihrem Beruf, Friseure wechseln öfter den Job. Ununterbrochene Erwerbskarrieren sind inzwischen eher die Ausnahme. Die meisten Berufstätigen machen nach ihrem Ausbildungsabschluss noch mal was anderes, studieren, pausieren wegen ihres Kindes oder melden sich arbeitslos. Dies geht aus einer Studie der Universität Bremen hervor, die in den jüngsten Mitteilungen des Nürnberger Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) veröffentlicht wurde.

Die Bremer Sozialforscher hatten Bankkaufleute, Maschinenschlosser, FriseurInnen und andere Berufstätige befragt, die acht Jahre zuvor ihre Ausbildung beendet hatten.

Das Ergebnis: Nur etwa ein Drittel war in den Jahren seit dem Lehrabschluss ununterbrochen erwerbstätig gewesen. Selbst bei den Männern belief sich der Anteil dieser durchgängig Berufstätigen nur auf 39 Prozent.

Der Rest der Befragten teilte sich etwa zu gleichen Teilen auf in vier Gruppen: Ein Teil unterbrach die Erwerbskarriere kurz, meist weil sie arbeitslos waren. Die zweite Gruppe unterbrach länger, oft wegen Arbeitslosigkeit oder einer Weiterbildung. Eine weitere Gruppe fing ein Studium an, die Angehörigen der vierten Gruppe, ausschließlich Frauen, pausierten, weil sie ein Kind bekamen.

Da nicht alle der Angeschriebenen den Fragebogen zurückgeschickt hatten, gehen die Sozialforscher davon aus, dass der Anteil der „Unterbrecher“ in Wirklichkeit noch viel größer ist: Wer beispielsweise länger arbeitslos ist, tendiert dazu, bei einschlägigen Studien eher nicht zu antworten.

Je nach Berufsabschluss gibt es allerdings große Unterschiede: So waren 45 Prozent der Bankkaufleute, aber nur 17 Prozent der Friseurinnen in den ersten acht Berufsjahren kontinuierlich erwerbstätig.

Oft ist ein Jobwechsel sogar positiv. Die Sozialforscher zitierten eine Friseurin, die nach ein paar Jahren den Beruf wechselte: Sie konnte sich mit der niedrigen Entlohnung, den Arbeitsbedingungen und den Arbeitszeiten nicht arrangieren und nahm schließlich einen Job als Zustellerin bei der Post an. Das Betriebsklima dort war besser, das Einkommen höher und die Arbeitszeiten in den Morgenstunden waren besser mit der Betreuung des Kindes vereinbar.

BARBARA DRIBBUSCH

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen