: Trennender Sprachgebrauch
betr.: „Rechte gegen Politiker“, taz vom 24. 7. 00
Versuchen wir doch den immer wieder die Gesellschaft so brutal trennenden Sprachgebrauch „Ost/West“ abzuschaffen, kehrt er immer wieder zurück. Unterstützt von den Medien verfallen selbst grüne West-Politiker dieser stark vereinfachten Kategorisierung. Da werde die Fremdenfeindlichkeit von ostdeutschen Politikern verharmlost? Dieser Aussage fehlt es an Konkretem! Wer sind denn diese Politiker, von denen Cem Özdemir da spricht? Stolpe in Brandenburg, Höppner in Sachsen-Anhalt? Biedenkopf schlimmer als Stoiber?
Es gibt im Osten eine aktive Antirassismus und Menschenrechtsarbeit, welche nicht immer von grüner Seite bedient wird. Außer der pauschalen Beschimpfung ostdeutscher Politiker haben führende Westgrüne in Regierungsverantwortung bisher nicht viel vorzuweisen, geht es etwa um die Unterstützung ostdeutscher Kommunen bei ihren sozialen und finanziellen Problemen.
Anstatt wenigstens öffentlich die (vielleicht tatsächlich nicht vorhandene) Sensibilität der Bündnisgrünen für den Umgang mit der Ost-West-Problematik zu beweisen, betreibt man Demoralisierung derer, die sich noch trauen, im Osten die Fahne von Bündnis 90/Die Grünen zu schwingen.
MARCO SCHRUL, DIANA WIEDEMANN, Jena
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen