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Sandras Tagebuch

Sandra Wilsdorf (32) aus Hamburg ist Redakteurin der taz hamburg

Liebes Tagebuch. Am Dienstag habe ich ja noch geschrieben, „Ich fühle mich superfit“, und das auch noch öffentlich. Und jetzt das, mir ist das alles so peinlich. Am liebsten würde ich mich mit meiner Gummibadekappe ersticken oder um den Pfahl wi-ckeln, den Franzi gestern geküsst hat. „Eine aus der Gluck-Gluck-Garde“ schreibt die BILD. Das tut so weh. Deshalb habe ich gestern auch gar nichts reingeschrieben in mein Tagebuch, war zu traurig.

Dabei kann ich eigentlich ja gar nichts dafür: mein Trainer, der Trottel, hat schon mal öffentlich festgestellt, ich wäre in einer sauschlechten Verfassung, weil aus einem supergeilen Erfolgsrezept ein Super-GAU wurde. Wenn ich mit dem nicht schon Schluss gemacht hätte... Glatzenidiot!

Aber dafür gibt es in meinem Leben jetzt einen anderen Mann. Hartmuth Wrocklage heißt der, irgendein Rathaus-Tier, taucht oft im Fernsehen auf. Der hat mir einen ganz süßen Brief geschrieben. Obwohl sich meine Hoffnung nicht im gewünschten Maß erfüllt hätten, hätte ich doch „persönlich einige gute Platzierungen erreicht“ (charmant, welche meint er wohl?) und vor allem sei ich „stets eine faire Mitstreiterin geblieben“. Und dazu gratuliert er mir „auf das hHerzlichste“. Ich solle mich von den Kommentaren in der Öffentlichkeit nicht unterkriegen lassen. Ach, und er freut sich auf meine Rückkehr nach Hamburg und will mich gerne begrüßen. Er steht zu mir. Ach tut das gut, ein toller Mann.

Wer weiß, vielleicht sollte ich aufhören, mit dem Schwimmen und in die Politik gehen... Aber man soll sich ja auch nicht zu viele Gedanken machen. Ich bin absolut nicht niedergeschlagen, sondern fühle mich gut, gut, gut!

Ihre Sandra Wilsdorf

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