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je nach tagesform: die editionen von sigmar polke

Es sind 141 Stück. Am Anfang war 1963 ein Manifest als „Demonstrative Ausstellung“ – lauter Kunsttrends spiralförmig auf eine Einladungskarte gedruckt. Zwischendurch gab es Fotocollagen mit Schlümpfen, die Trinkern zuschauen, wie sie ihr Geld anlegen. In den Neunzigerjahren fand Polke dagegen die Fehldrucke am Fotokopierer noch viel origineller: Im Offsetdruck wurden etwa 1999 verschwimmende schlingernde Linien als „Verführung zum Lernen und Lesen“ für das Künstlerbuch „Art % Book & Friends – Ein Album für Walther König“ festgehalten. Das war Edition Nr. 134, und am Ende der langen Reihe von Polkes miniaturhaften Objekten und Statements steht ein Stempel mit dem Schriftzug „Das kann doch kein Motiv sein“ (unsere Abbildung)!Ist es aber, ein Motiv nämlich und ein sehr feinsinniges dazu. Selbst einer der erfolgreichsten und kostspieligsten Maler Deutschlands, hat Sigmar Polke keinen Hehl daraus gemacht, dass ihn die kleine Form mindestens so sehr reizt wie die große Geste auf der Leinwand. Gerade das Format der Notizblöcke und Zeichenblätter, der Schachteln und Fotosets – etwa mit der wunderbaren „Peitsche“ aus Automatenfotos 1968 für die Serie „Höhere Wesen befehlen ...“ – kommt seinem Humor einigermaßen nahe. Schnell zusammencollagierte Spottkommentare, je nach Tagesform oder Dummheit, wie sie die Massenmedien dem Künstler anbieten. Daraus ist ein minutiös zusammengetragener Band zu Polkes „Editionen 1963–2000 – Catalogue Raisonné“ geworden (Hatje Cantz Verlag, 423 S., 98 DM), während man die Originale seit dem Wochenende in der Bundeskunsthalle in Bonn sehen kann.  hf

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