Tunnelrave unterm Alex

Donnerstagnacht standen nicht wenige aufrechte Partygänger verstört vor einem der Fußgängertunnel am Alexanderplatz. Denn von dort ballerte eine gute Techno-Elektro-Mischung mächtig die Treppen hinauf. Wir wollen nicht die Straße, wir nehmen gleich den Tunnel, schien das Motto, der hier spontan tanzenden Meute zu sein – auch wenn einige Leute schon vorab vom Ereignis gehört hatten, andere wussten, dass alles Teil eines Videokunstprojektes sei. Unter die Tanzenden mischten sich umherschweifende Philosophen, IT-Manager, Bauarbeiter mit Helm und blökende Proleten. Obwohl bis auf die OrganisatorInnen offensichtlich niemand wusste, warum genau das hier stattfand, waren alle sehr zufrieden. Schaffe dir einen Raum so, dass das herrschende Verstehenssystem nicht damit umgehen kann, rät die unorganisierte Linke seit Jahren. Die zwei Polizisten, die sich nach dem Lärm erkundigen wollten, waren dementsprechend verblüfft, als sie knapp hundert Leute vorfanden, die ihre Ankunft freundlich beklatschten. Als das Bier alle war und die Staatsmacht den DJs gedroht hatte, wurde brav aller Müll weggeräumt und die Party friedlich aufgelöst. JS