: mescalero
Gammler, Indianer, Lehrer
DIE JUGEND: Mescalero wuchs als Klaus Hülbrock im Sauerland auf. Bis zu seinem 17. Lebensjahr umgaben ihn „Frauen mit großen Bäuchen und dicken Beinen“. Nach der Realschule versuchte sich Hülbrock als Buchhändlerlehrling. Doch Lüdenscheid wurde ihm zu klein, und die Bundeswehr zahlte ihren Zeitsoldaten mehr Geld. Zwei Jahre dauerte das Intermezzo als Fernmelder in einer Nato-Einheit, bis sich Hülbrock 1967 für einige Jahre als „Politgammler“ niederließ und sein Geld mit Gelegenheitsarbeiten verdiente. Zehn Jahre später studiert Hülbrock in Göttingen Germanistik und Völkerkunde.
DIE MESCALERO-JAHRE: Am 7. April 1977 ermordet das RAF-Kommando „Ulrike Meinhof“ den Generalbundesanwalt Siegfried Buback. Mescalero schreibt seinen „Nachruf“. Wie kein anderer Text erregte dieser 1977 die deutsche Öffentlichkeit. Die niedersächsische Landesregierung, das Rektorat der Universität Göttingen und der Bundesjustizminister stellten Strafanzeige gegen den unbekannten Autor und den presserechtlich Verantwortlichen der Studentenzeitung Göttinger Nachrichten. Polizeihundertschaften durchsuchten die Uni, stöberten in Wohngemeinschaften. Mescalero wurde nie gefasst.
DIE GEGENWART: Seit den frühen 80er-Jahren unterrichtet er Deutsch für Ausländer, zunächst in Göttingen, zwischen 1986 und 1992 in China an der Universität von Kanton. Hülbrock kehrt zunächst ins Sauerland zurück, 1998 macht er sich nach Sachsen-Anhalt auf.
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