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Keine linke Politik

betr.: „Ende oder Wende? von W. Dettling, taz vom 30. 3. 01

„Die Partei muss sich von ihren Anfängen endgültig verabschieden.“ [...] Dettling übersieht bei seinen Therapievorschlägen für die Grünen, dass zum Beispiel das Christentum nur noch deshalb gesellschaftliche Macht hat, weil es mehrere Jahrhunderte die anfänglichen Prinzipien wie KDV, Armutsideal, Staatsferne etc. hochgehalten und auch später einen Franz von Assisi, Adolf Kolping, Nell-Breuning, Arbeiterpriester und zum Teil Befreiungstheologen amalgiert hat. Auch die Sozialdemokratie tat sich bis heute viel schwerer als die Grünen, ihre „Glaubenssätze“ aus der Gründungszeit über Bord zu werfen; daher mischt sie auch noch ganz gut mit. Das gilt auch für die von grünen Wunschdenkern schon oft totgesagten Liberalen. Es fehlt dem Verfasser und überhaupt den „Grünen“ der Sinn dafür, dass auch geschichtliche Bewegungen eine Reifezeit brauchen, bevor man die Früchte von ihren Wurzeln trennt. GERD BROGI, Köln

Es ist ja in Ordnung, wenn Herr Dettling eine Politik möchte, die keine Zugeständnisse an „die Endmoränen der Arbeiterbewegung“ macht, die Markt als Steuerungsinstrument regulierenden Staatseingriffen vorzieht, die gewerkschaftliche Mitbestimmung in Betrieben für störend hält und die Gehälter stärker an die Leistungsfähigkeit gekoppelt sehen möchte, auf Kosten gealterter und geschwächter Arbeitnehmer. Es ist auch in Ordnung, wenn er fordert, die Politik möge hinsichtlich Atom- und Kriegsfragen pragmatisch sein und, wo es nötig ist, Zugeständnisse machen und sich an Bombardierungen beteiligen. Kurz: Es ist in Ordnung, wenn er keine linke Politik will. Das wollen schließlich Millionen von Menschen in diesem Land auch nicht, und die haben bisher FDP und CDU gewählt.

Aber wie kommt er jetzt dazu, den Grünen diesen politischen Konservativismus und Neoliberalismus als Erfolgsrezept nahe zu legen? [...] 1. Seine Inhalte sind kein Erfolgsrezept. Die Grünen würden nämlich damit gegen politische Kräfte konkurrieren, die solche Inhalte bereits glaubwürdig vertreten. Und wo die Grünen dies trotzdem tun, führt es nicht zum prognostizierten Erfolg. [...] 2. Seine Inhalte sind schlecht! Seine Rezepte sind neoliberaler Konservativismus, teils langweilig, teils reaktionär, für den er keine Argumente liefert, stattdessen Polemik und die Behauptung, so bekäme man Wählerstimmen. Er drückt sich um inhaltliche Begründungen, aber aus gutem Grund. Es würde deutlich, das er keine anderen Argumente hat als die von Merz und Westerwelle – und dass er auch keine anderen Ziele hat. Damit wäre die Katze aus dem Sack. [...] MATTHIAS NAUERT, Ellerbek

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