unterm strich:
Sommerloch n’existe pas. Sagt jedenfalls unsere Chefredaktion. Weshalb das Klagen über die gegenwärtige meldungsarme Zeit auch verboten wurde. Okay, Chefin, okay, Chefstellvertreter, alles klar – aber wissen auch die Leute von den Nachrichtenagenturen von eurem Ukass? Die vertickern als Kulturmeldung zum Beispiel gerade, dass der Schriftsteller Burkhard Driest Häftlinge der Justizvollzugsanstalt Celle zu einer Aufführung seines Musicals „Falco meets Amadeus“ ins Berliner Theater des Westens eingeladen hat. Das Sommerloch mag es nicht geben; aber dass der Bär tobt, wird man auch nicht so recht behaupten wollen.
Vielleicht kann man bei dieser Gelegenheit ja ein wenig aus unserem Redaktionsalltag erzählen. Zum Beispiel funktionierte gestern Vormittag unsere Telefonanlage nicht – Freizeichen n’existe pas –, dann klingelten plötzlich alle Telefone gleichzeitig und mit einem bisher ungehörten Klingelton. Schließlich wanderten merkwürdige Buchstabenfolgen über das Display; na ja und nach einer Stunde funktionierte wieder alles. So war das. Was das zu bedeuten hat, wissen wir auch nicht. Aber in der FAZ haben wir mal auf einem Barbara-Klemm-Foto den Schreibtisch von Joschka Fischer gesehen, und darauf stand ein Telefon derselben Marke wie bei uns! Ob es bei Joschka also manchmal auch so komisch klingelt?
So, nun aber hurtig ein paar Kulturmeldungen nachgeschoben. So wird heute – Glückwunsch! – der legendäre Übervater des Flamenco, Manitas De Plata, auch schon 80 Jahre alt. Picasso, Jean Cocteau, Marlon Brando – alle lagen ihm zu Füßen. Mittlerweile aber, weiß dpa, lässt es Manitas De Plata, wenngleich bei bester Gesundheit, doch etwas langsamer angehen. Er gibt nur noch selten Konzerte. Auch interessant: Bis zum heutigen Tag kann der Gitarrist keine Noten lesen.
Und nun im Schnelldurchlauf: Die am Sonntag zu Ende gegangene Preußenausstellung in Berlin haben 72.000 Besucher gesehen. Die Bregenzer Festspiele haben eine positive Halbzeitbilanz gezogen. Alle Aufführungen der Oper „La Bohème“ auf der Seebühne mit ihren rund 7.000 Plätzen waren bisher ausverkauft. Das Kunst- und Kulturprojekt „Europa im Fluss“ ist endgültig gescheitert. Alle Versuche, die notwendigen 500.000 Mark aufzubringen, waren vergeblich. Nach den Plänen wäre ein Theaterfloß 50 Tage lang auf dem Rhein unterwegs gewesen. Aber: Floß n’existe pas. Im Gegensatz zum Beispiel zu Griechenland. 56 Autoren sollen, Achtung Bildungsprotzerei!, Ithaka bei der diesjährigen Frankfurter Buchmesse vertreten. Gleich 22 dieser Autoren sind Lyriker.
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