piwik no script img

Was ist die zivilisierte Welt?

Was ist, bitte, die zivilisierte Welt? Ist es die Welt, die auszog und Kreuzkriege gegen Un- und Andersgläubige führte? Die die Rohstoffe anderer Welten ausbeutete und ausbeutet und täglich viele tausend Menschen verhungern, Millionen Menschen im Elend lässt? Ist es die Alte Welt, von der der Erste und Zweite Weltkrieg ausgingen? Der Begriff „zivilisierte Welt“ ist eine Beleidigung in sich. Er überhebt sich über andere Gedanken, Völker und Welten. Er ist eine unbedachte Provokation und mit Ursache für das, was gerade geschah. MARLIES JENSEN, Mönkeberg

Die aufkommende Anti-Muslim-Hetze in den USA lässt das Schlimmste befürchten. Selbst wenn Bin Ladin (Araber und Muslim) der Hintermann sein sollte, es wird nicht beweisbar sein. Und wenn es beweisbar ist, muss er bestraft werden, rechtsstaatlich in einem fairen Gerichtsverfahren, das ist die zivilisierte Welt ihrer Zivilisation schuldig. CHRISTIAN BARTL, Bielefeld

Die Mär vom Kampf zwischen guten und bösen Mächten (früher nannte man sie auch Geister) wird uns von George Bush wieder aufgetischt, verbunden mit der trotzigen Beschwörung des Happy End („das Gute wird siegen“). Diese Mystik ist mir zu sehr Hollywood. Wenn dann noch der Ruf nach Vergeltung (ein netteres Wort für Rache) kommt, ersteht auch noch der „Cowboy“ wieder.

TJARK VOIGTS, Freiburg

Keine Erwähnung der Hilfsmittel für die Talibanbewegung zur Zeit des „kalten Krieges“, keine Erinnerung an die unzähligen Hilfsaktionen für grausame Diktaturen seitens der Amerikaner. Über Jahrzehnte können „wir“ auf eine Art Schweigegelübde bezüglich der Kriegshandlungen im Nahen Osten verweisen. Ein ganzes Volk wird als Volk von Terroristen abgetan: Palästina. Es wurde hingenommen, als die USA ganze Regionen der Erde aus dem Dialog mit der ach so zivilisierten Welt auszugrenzen begannen, indem sie die dortigen Systeme unter dem Begriff „Schurkenstaaten“ zusammenfassten.

Bleibt noch die Frage nach der Zivilisiertheit eines Volkes, dem lediglich die Devise „Auge um Auge, Zahn um Zahn“ einfällt.

OLAF MITTELSTÄDT, Paderborn

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen