Vive les auteurs!

Die legendäre Filmzeitschrift „Cahiers du Cinema“ wird 50: Anlass genug für eine kleine Retrospektive des französischen Autorenfilms

Filmreihe „50 Jahre Cahiers du Cinema“ von heute bis zum kommenden Freitag im Filmkunsthaus Babylon, Rosa-Luxemburg-Straße 30, Kartentelefon 242 50 76

Im Leben geht’s bekanntlich oft her wie in einem Film von Rohmer. Und um das alles zu begreifen, liest der Kenner eben nicht irgendeine beliebige Filmzeitschrift, sondern natürlich die Cahiers du Cinema. Seit inzwischen einem halben Jahrhundert steht dieser Name für cineastische Kritik, Polemik und Theorie auf höchstem Niveau – schon die Mitarbeiterliste dieser Wiege der Nouvelle Vague und des Autorenfilms kommt mit ehemaligen Redakteuren wie André Bazin, François Truffaut, Claude Chabrol, Jean-Luc Godard oder eben Eric Rohmer daher wie ein Who is Who des französischen Kunstkinos. Zum fünfzigsten Geburtstag dieses internationalen Zentralorgans der kritischen Cinephilie präsentiert das Filmkunsthaus Babylon eine von den Cahiers-Kritikern handverlesene Auswahl des französischen Films von den Fünfzigerjahren bis zur Gegenwart, bei der jedes Einzelwerk stellvertretend für ein ganzes Jahrzehnt stehen soll. Das ist nun gewiss kein ganz geringer Anspruch, doch lässt das Programm mit seiner Fülle großer Namen auf jeden Fall eine exemplarische Übersicht über die Entwicklungsgeschichte des Film d’Auteur erwarten. Den Anfang dabei macht heute Abend Claude Chabrols bedrückende Millieustudie „Die Enttäuschten“ (1. 3., 21.30 Uhr), es folgt Jean-Luc Godards „Elf Uhr nachts“ (3. 3., 21.30 Uhr), der 1965 den Übergang seiner „romantischen“ zur „essayistischen“ Phase markiert und ruhig als einer der Klassiker der Neuen Welle angesehen werden darf. Die Siebzigerjahre werden durch Eric Rohmers „Claires Knie“ (4. 3., 19 Uhr) aus seinem Zyklus der „moralischen Erzählungen“ repräsentiert, und François Truffauts Tragödie „Die Frau nebenan“ (5. 3., 19 Uhr) beschreibt die Liebe in den Zeiten der Achtziger. Mit „Irma Vep“ (6. 3., 19 Uhr), in dem Regisseur Olivier Assaya den Blick des Autorenfilmers auf sich selber und die Schwierigkeiten seines Schaffens richtet, kommt die Reihe in der Gegenwart an, und Agnes Vardas’ minimalistisch nur mit einer Videokamera gedrehte Messie-Dokumentation „Die Sammler und die Sammlerin“ (8. 3., 19 Uhr) schließlich bietet die Abgründe der modernen Wegwerfgesellschaft reflektierend einen Ausblick auf die Zukunft. So wird man, was hier trefflich passt, nämlich Cineast. ARW