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Sand im Getriebe: Der Formbruch

betr.: „Attac gewinnt an Form“ von Ulrike Winkelmann, taz vom 27. 5. 02

Auch die Form ist Inhalt. Der Sand im Getriebe, der Formbruch, auch Provokation genannt, löst Diskussionen aus, die Menschen organisieren oder nicht. Eine Organisation sollte die Synthese sein zwischen Bewusstem (zum Beispiel Konfrontation) und Unbewusstem (das, was sie auslöst). In allen gewohnten Organisationen (Parteien, Vereinen) wird diese Synthese unmöglich: Programmatik, Interessensdelegation verhindern das, die Form bestimmt den Inhalt (Macht, Wählerrelevanz).

Der/die WählerIn ist durch diese Organisierungsform entmachtet. Repräsentanten, Räte, Delegierte, Abgeordnete machen die Basis zu Claqueuren sinnloser Sprüche. Wenn Attac jetzt anfängt, einen Rat zu bilden, Interessen zu delegieren, also der üblichen Vereinsmeierei zu verfallen, direkte Demokratie aufgibt, haben wir das Leuten zu verdanken, die nicht an Veränderung, sondern an Bestätigung interessiert sind. Vorwärts durch die Basis, rückwärts durch Hierarchie und Apathie. Nehmt diese Entscheidung zugunsten der Vollversammlungen zurück.

PETER STAIMMER, Berlin

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