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Klatsch aus Stuttgart

betr.: „Stuttgarter Enten-Glamour“, taz vom 1. 11. 02

Wenn die taz was über Stuttgart bringt, merken hier alle auf. Unvergessen ist zum Beispiel der seitenlange gut erfundene Artikel über den Aktivspielplatz Raitelsberg, der angeblich voller gewalttätiger Kinder und Jugendlicher aus schrecklichen sozialen Verhältnissen gewesen sein soll. Noch heute schlagen sich die städtischen Sozialarbeiter bei Betriebsfesten auf die Schenkel vor Lachen über diese Ente.

Jetzt hat’s Philipp Maußhardt über Klatsch in Stuttgart versucht. Gespannt liest man’s – man amüsiert sich ja gern hier über sich selbst. Und dann so was. Hat Herr Maußhardt Stuttgart mit Sindelfingen verwechselt? Da stimmt ja fast gar nichts! Wenn schon, Herr Maußhardt, dann Ehre, wem Ehre gebührt! Der Klatschreporter der Stuttgarter Zeitung heißt nicht Markus Heller, sondern Jürgen Brand. Die 97,6-Meter-Rotlichtmeile ist nicht auf der Eberhardstraße, sondern das ist die ganze Leonhardsstraße. Und Bordsteinschwalben, die ihre Freier mit „Grüß Gott“ grüßen? Die gab’s noch vor 20 Jahren, als ich Vikar in der nahe gelegenen Leonhardskirche war. Damals nannten sich die Zuhälter hier noch „Moni-Maus“ und „Walli-Bär“. Selige Zeiten waren das. Heute wird hier wie anderswo osteuropäisch geschwätzt und geschossen. Und dass der Schauspieler Christoph Hofrichter fast allabendlich mittendrin bei „fröhlich“ Apfelsaftschorle trinkt, ist auch falsch. Er trinkt immer Stuttgarter Hofbräu.

Und, Herr Maußhardt, wundern Sie sich nicht, warum von Rezzo Schlauchs Freundin nie ein Bild in der Zeitung ist. Die kennt hier jeder! Warum sollte da noch ein Bild in der Zeitung kommen? Herr Maußhardt, wir sind hier in der Provinz! Da klatscht man noch mit dem Mund. Da braucht man keine Zeitung. Aber wenn Sie wirklich mal was echt Witziges über Stuttgart schreiben wollen, melden Sie sich vorher. Wir sind Ihnen gerne behilflich.

KLAUS PANTLE, Stuttgart

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