vorlauf kunst Brigitte Werneburg schaut sichin den Galerien von Berlin um

Ein Kamel (in Folge eine reiche Person) und ein fleißiges Mädchen, sie alle können sich gut vorstellen, was das heißt: „Durch ein Nadelöhr – nur einmal“. Der Vorschlag, die Gelegenheit zu ergreifen, stammt von Lawrence Weiner. Bei dem Vorschlag handelt es sich um eine Skulptur, wobei freilich Weiners skulpturales Material die Sprache ist. 1968 hatte er nämlich in seinen „statements of intent“ erklärt: 1. Der Künstler kann die Arbeit ausführen. 2. Die Arbeit kann hergestellt werden. 3. Die Arbeit muss nicht ausgeführt werden. Doch sind nun die Statements, die bei Klosterfelde in der Groteskschrift FF Offline – samt Stegen schabloniert – an den Wänden prunken, die Anweisung zum gedanklichen oder auch konkreten Bau der Skulptur? Oder ist die sehenswerte Wort-Installation nicht doch schon das ausgeführte Kunstwerk? Auch das darf – oder muss? – der Empfänger der Botschaften selbst entscheiden.

Auch Stefan Lundgrens Arbeit harrt noch ihrer Ausführung. Denn der Schlitten mit dem weißen Aufbau in der Galerie Olaf Stüber ist einerseits eigenständige Installation, andererseits doch nur Modell. Seit 1998 stellt Lundgren seine „Vitale Module“ genannten Betonhäuser an verschiedenen Orten auf, um dort ihre funktionale, gesellschaftliche oder ästhetische Nutzung zu erproben. Für das Frühjahr 2003 plant er nun eine Verortung der provokanten Skulptur im Raum im Sameland, dem Dreiländereck Schwedens, Finnlands und Norwegens. Dort, wo die Urbevölkerung Skandinaviens lebt, wird das auf einem Rentierschlitten herbeigeschaffte Supersymbol der Städtebewohner der Wildnis ausgesetzt. Das per Diaprojektion hübsch vor den Schlitten gespannte Rentier weist den Weg.