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Stuttgart 21 wird gebautDie Abriss-Bagger stehen bereit

Anfang Januar soll der Südflügel des Stuttgarter Hauptbahnhofs abgerissen werden. Danach werden die Bäume im Schlosspark verpflanzt.

Schon einmal war der Abrissbagger in Gang gesetzt worden - im Spätsommer 2010. Da traf es den Südflügel des Stuttgarter Bahnhofs. Bild: imago / Arnulf Hettrich

STUTTGART taz | Die Deutsche Bahn AG will das umstrittene Bahnprojekt Stuttgart 21 zügig vorantreiben. Eine Woche nach der Volksabstimmung in Baden-Württemberg, die eine breite Mehrheit für das Projekt zeigte, konkretisierte das bundeseigene Unternehmen am Freitag in Stuttgart seine Pläne. Unmittelbar nach der Jahreswende soll der Südflügel des Stuttgarter Hauptbahnhofs abgerissen werden. Und auch die Bäume im Schlosspark sollen dann verpflanzt oder gefällt werden.

Am vergangenen Sonntag hatte sich eine landesweite Mehrheit von 58,8 Prozent für den Weiterbau ausgesprochen. Nach dem Votum scheute Projektsprecher Wolfgang Dietrich keine großen Worte. "Es beginnt eine neue Zeitrechnung."

Ein wichtiges Eckdatum, das sich die Bahn gesetzt hat, ist Anfang Juli 2012. Dann soll der Tunnelbau beginnen. Um den Zeitplan einhalten zu können, soll zwischen dem 6. und dem 10. Januar der Südflügel abgerissen werden. Ab dem 10. Januar sollen dann die Bäume im Schlosspark verpflanzt werden.

Nur mit "Plattform-Technik"

Es geht um 176 Bäume, von denen etwa die Hälfte problemlos mit Hilfe einer Rundspatenmaschine verpflanzt werden könnte, erklärte der Sachverständige für Baumpflege und Baumstatik, Bodo Siegert. Für die kleineren Bäume seien Standorte gesichert.

Die anderen Bäume könnten wohl nur mit einer "Plattform-Technik" innerhalb des Parks verrutscht werden. Dies könne aber erhebliche Folgen haben, sagte Siegert. Abgesehen von Kosten in Millionenhöhe würde der Schlossgarten eine Großbaustelle werden. Womöglich müssten sogar weitere Bäume gefällt werden, um den Weg für die Verpflanzaktion frei zu machen.

Unterdessen will sich an diesem Sonntag das Aktionsbündnis mit allen interessierten Gruppierungen aus dem Widerstand treffen, um die künftige Protestform nach der verlorenen Volksabstimmung zu diskutieren. Der Stuttgarter Kreisverband der Grünen gab bekannt, im Aktionsbündnis zu bleiben. Der Landesverband stellt seinen Protest ein.

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24 Kommentare

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  • P
    planb

    @ von Fordler: Nö :-), ich bin ganz relaxt, nur manchmal muss halt mal gebrüllt werden.

    Übrigens habe ich ein Taz Printabo und gedenke nicht es zu stornieren :-)))

  • S
    Schabenschnecke

    Der Widerstand muß weitergehen, kein Bahnanschluß für das Schabenland.

  • F
    Fordler

    @von planb:

     

    Und Sie sind sicher, daß Sie kein Choleriker sind?

  • B
    Barry

    Planb trifft es auf den Punkt. Recherchiert bitte mal anständig. Es geht um an die 300 Bäume. 25 wurden schon letztes Jahr gefällt. Jetzt behauptet die Bahn sie würde welche verpflanzen und die Bäume für die es keine neuen Standort gibt, muss man halt fällen. Das aber genau sind jahrhundert alte riesige Bäume. Um die geht's. Darum gibts Parkschützer. Und die werden alle Platt gemacht. Ein kompletter, jahrhunderte alter Schlossgarten wird mitten in einer Stadt gemacht. Darum gehts. Das ist das Verbrechen. Bitte hört auf die Bahnpropaganda unkritisch zu zitieren. Danke.

  • B
    BW-ler

    Ja, und am Ende wird auch noch einer der armen, armen Juchtenkäfer vergessen mit umzusiedeln.

     

    Sollen die "Parkschützer" (in der Praxis wohl eher Parkvermüller. Wie der Schlossgarten seit den "Protesten" aussieht geht ja auf keine Kuhhaut) die Hand voll Bäume doch ausbuddeln und sich in ihren Garten stellen, wenn sie ihnen so viel wert sind.

  • V
    vic

    Im taz-Partner Format "Kontext" kann man nachlesen, weshalb- unter anderen Aspekten- eine "breite Mehrheit" für den Tiefbahnhof war. Interessant das.

  • F
    Frank

    Hoffentlich landen die Bäume nicht im Häcksler, ich könnte noch etws Kaminholz gebrauchen.

  • P
    plana

    Ja, ja, die böse taz-Redaktion heizt diesen Winter wahrscheinlich mit Schlossgartenholz! :D

  • H
    Hans

    Verkauft die Bäume und spendet den Erlös für Neuanpflanzungen in der Sahel-Region.

     

    Und hört mit dem Gejammer auf wegen der paar Bäume im Schlosspark auf - das ist ja widerlich.

  • BL
    Bürger Lars aus Stuttgart

    Ich würde sagen, nun ist die Bundesbahn mal wieder in einer Sackgasse. In der Schlichtung wurde vollmundig zugesagt, keinen der Bäume zu fällen. Nun kommt es zum Schwur.

     

    Entweder umsetzen oder S21 abblasen. So einfach ist die Alternative.

     

    Wer nicht hören will, muss aufgeben. Daher lohnt es sich noch zu demonstrieren und vor allem aufzuklären.

  • B
    BerndJoel

    Auch Kölner wollen Tiefbahnhof

     

    Projekt Köln21: Nach zwei Info-Veranstaltungen, die erste im Hbf Köln, sind wir sicher, am 18.12. auf der Domplatte eine Volksbefragung mit eindeutigem Ja für eine Verlegung des Kölner Hbf´s unter den Dom zu bewirken. Mit dem Ergebnis werden wir die Deutsche Bahn auffordern, des Volkes Stimme zu folgen.

     

    Für Köln21, Zukunft, Leben.

  • S
    Schroedingers

    @planb

     

    Hihi.. sehr gut! Ein klares Wort!

     

    Selbst habe ich mit den Parkbaeumen nichts am Hut.

     

    Aber dieses klare Wort zu einfach schlecht recherchierte Nachrichten, das braeuchte man eigentlich bei allen Zeitungen inzwischen.

     

    Mich wunderts nur, dass so klar formulierte Statements durch die Zensur durchkamen ;)

  • E
    egal

    hey planb,

    wunder dich nicht solange es der grünen partei hilf steht die taz spalier!

  • M
    Mauermer

    @planb: Dann lies es einfach nicht.

     

    Es müssen nur ca. 46 Bäume gefällt werden. Für eine leistungsfähige Infrastruktur ist dies ein sehr kleiner Preis. Dafür wird der Park nach dem Bau wesentlich größer mit sehr viel mehr Bäumen und das mitten in der Stadt. Also den Ball schön flach halten.

  • M
    muskulor

    die bahn wird kurz davor sagen, dass das verpflanzen zu teuer ist und alles kaputtsaegen.

    davor noch schnell den suedfluegel abreissen.

    und da davor die schlichtungsergebnisse als falsch darstellen, da pricewaterhousecooper dabei war und geissler noch als gruenen v-mann entlarven.

    somit kann dann der urspruengliche, krassgeplante superbahnhof in den feuchten boden gesandkastet werden.

     

    wie planB schon schreibt, sind diese baeume nicht wirklich versetzungsfreudig. in 200 jahren schlaegt man grossartige wurzeln. diese werden wohl dem schredder zum opfer fallen.

    aber zum glueck werden tausende neue baeume gepflanzt die schoen zum anschauen sind.

  • H
    hakil

    Soviel Geschiss wegen ein paar Bäumen. Ich habe mir sagen lassen, dass die nachwachsen.

  • K
    Klaus

    Na warum auch nicht. Die Volksabstimmung hat doch gegen die Grünen, Green Peace, BUND, und wer weiß wen noch entschieden.

     

    Ähnlich wars ja auch bei der A 14 in Sachsen Anhalt. Die "Öko Lobbyiesten" haben viel Krawall gemacht - ohne Rückhalt in der Bevölkerung.

     

    In einem Jahr dürfte auch Atomkraft wieder mehrheitsfähig in der Bevölkerung sein - wie überall in Europa außer in Deutschland

  • W
    Waldküre

    Die Mehrheit der Wähler will S21. Egal ob richtig oder falsch. Wer das nicht akzeptieren will, muss sich eine andere Staatsform suchen, ob er mit der dann glücklicher wird sei dahingestellt; denn die Alternativen sind eher erschreckend

  • E
    EuroTanic

    Hätte man die Bürger abstimmen lassen, ob S21 gebaut werden soll, hätten die Befürworter nicht das benötigte Quorum erreicht und S21 wäre nicht gebaut worden.

    Nicht die Antwort bestimmt also das Ergebnis, sondern die Frage bestimmt im vornhinein das Ergebnis. Insgesamt haben also ca 25% aller Wähler für S21 gestimmt (50% Stimmen von ca. 50% Wahler). Das ist keine Demokratie, das ist Willkühr und Despotie.

  • V
    vic

    Du sagst es, planb.

  • P
    planb

    Mit den verpflanzbaren Bäumen meine ich wenige, kleine Bäume mit Stammumfang bis 50 cm (16cm Durchmesser).

    Mehr Infos:

    http://baumpaten-schlossgarten.de/?seite=aktuelles&id=18

  • F
    Faulpelz

    "Am vergangenen Sonntag hatte sich eine landesweite Mehrheit von 58,8 Prozent für den Weiterbau ausgesprochen."

     

    Liebe Frau Michel, auch wenn noch so oft von allen Seiten behauptet wird, bei der Abstimmung wäre es um den Weiterbau gegangen, es stimmt nicht. Gegenstand der Abstimmung war der sofortige Ausstieg des Landes aus der Finanzierung. Dies und nichts anderes wurde abgelehnt. Die Bahn hätte bei jedem Ausgang der Volksabstimmung weitergebaut.

     

    Da die Rechtslage unklar ist, hätte ein sofortiger Ausstieg lange Rechtsstreitigkeiten mit ungewissem Ausgang und möglicherweise hohen (zwischen 500 und 1500 Millionen) Schadenersatzforderungen nach sich gezogen. Jetzt ist die Lage so, dass die Landesregierung sich auf die von allen Vertragspartnern akzeptierte Kostendeckelung von 4,5 Milliarden berufen kann, um weitere Zahlungen einzustellen. Da diese Summe (offiziell) fast erreicht ist - faktisch ist sie sicher überschritten -, ist es überhaupt nicht unplausibel, dass viele Bürger sich lieber auf die Kostendeckelung verlassen und wegen des unkalkulierbaren Risikos beim sofortigen Ausstieg aus der Finanzierung mit NEIN gestimmt haben.

     

    Leider sind die Grünen hier in ihre eigene Propagandafalle getappt. Kretschmann hatte vor der Landtagswahl angekündigt, einen Volksentscheid über das Projekt selbst anzustreben. Über das Projekt kann aber nicht entschieden werden, daher jetzt die Verrenkungen, die einen propagandistischen Supergau für die S21-Gegner zur Folge haben. Die Rechtslage ist dieselbe wie vor der Abstimmung, die Kostendeckelung gilt nach wie vor, niemand hat das Projekt durch die Abstimmung legitimiert, aber alle Medien behaupten, es sei so.

  • E
    E.R.

    Es mag der TAZ und ihrer Leserschaft zwar schwer fallen anzuerkennen, doch demokratische und rechtstaatliche Grundsätze gelten auch (man glaubt es ja teilweise kaum noch) wenn sie NICHT den linken und grün-naiven Interessen dienen. So wie in diesem Fall.

     

    Daher wird S21 weitergebaut. Selbstverständlich.

  • P
    planb

    Herrgott Nadine Michel und taz, was ist das für eine ewige Scheisse mit Euch, betreibt doch nicht ständig Verschleierung!!!! Ich bin so sauer auf Euch!!! Die Baumriesen, um die es uns alle leid tut (200 Jahre alte Bäume), das sind die, die dem Park sein Gesicht geben, die müssen alle gefällt werden - wann wird das bei der taz endlich zur Kenntnis genommen. Da kann ich ja gleich dpa Meldungen lesen, oder Verlautbarungen der Bahn - Hallo taz - aufwachen!!!! Macht Euch ENDLICH mal kundig! Keiner dieser Riesenbäume wird verpflanzt werden, da im ganzen Gelände kein Platz ist. Diese Bäume können nicht transportiert werden, da zu groß, sie passen durch keine Straße (Laternen, Brücken...). Die Bäume, die verpflanzt werden können, landen am Stadtrand von Stuttgart. Ich hasse Eure Scheissberichterstattung!!!