WAS MACHEN EIGENTLICH ... die Atomkraftgegner? : Ein Endlager in Wilmersdorf einrichten
Gorleben ist ja bekanntlich überall. Mit dieser alten Widerstandsparole sind die Wendländer Atomkraftgegner bereits vor einem Vierteljahrhundert dem Vorwurf entgegengetreten, es gehe ihnen bloß um den Atomdreck vor ihrer eigenen Haustür. Eine Bürgerinitiative namens „Münchhausen-Gesellschaft“ hat diese Parole aufgegriffen und plädiert dafür, den bundesdeutschen Atommüll künftig in einem anderen Salzstock als den im Gorleben endzulagern – in Wilmersdorf.
Schon am letzten Oktoberwochenende soll es am „Zwillingssalzstock Sperenberg-Wilmersdorf“ eine „Probebohrung“ geben. Mit dieser Aktion will sich die BI bei der „Förderung von Akzeptanzproblemen“ an der Suche nach einem Atomendlager beteiligen. Auch mit der Inbetriebnahme will die BI nicht warten. Atommüllfässer brächten sie ebenfalls mit.
Was wie ein Scherz klingt, birgt einen wahren Kern: Die rot-grüne Bundesregierung hatte 2000 den Salzstock in Gorleben als Atomklo der Republik in Zweifel gezogen und ein zehnjähriges Moratorium verhängt, um nach Alternativen Ausschau zu halten.
Die hat die Münchhausener Gesellschaft offensichtlich gefunden. Denn anders als im Wendland, wo der Atommüll alljährlich im November auf den letzten 20 Kilometern von zehntausend Polizisten ins Zwischenlager nach Gorleben durchgeprügelt werden muss, wird es diese Widerstandskultur in Wilmersdorf nicht geben. Oder können Sie sich vorstellen, wie sich gut betuchte Witwen dem Castor querstellen und ihren echten Nerz gegen einen ostfriesischen tauschen? Allein aus modischen Gesichtspunkten scheint das kaum durchsetzbar.
Hurra, Atomkraft hat wieder Zukunft. FLEE FOTO: AP