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Archiv-Artikel

SPRACHTESTS FÜR NEUBÜRGER SIND SINNVOLL. MEHR NICHT Deutsch macht Deutsche zu Deutschen

Nicht jede Bedingung, die an eine Einbürgerung geknüpft wird, ist eine Diskriminierung. Es ist nötig, daran zu erinnern. Der vielstimmige Chor, der dazu in den letzten Wochen immer neue Vorschläge produziert hat, erweckte nämlich den Eindruck, dass es vor allem darum gehe, für Muslime die Hürden so hoch wie irgend möglich legen. Ein solcher Kurs ruft bei denen, die ihn für falsch halten, fast zwangsläufig Abwehrreflexe hervor.

So verständlich – und sympathisch – eine solche Reaktion ist: sie ist fatal. Denn wer grundsätzlich alles ablehnt, beraubt sich damit der Möglichkeit, durch differenzierte Stellungnahmen konkreten Einfluss auf eine Diskussion zu nehmen. Damit überlässt man der Gegenseite das Feld.

Was macht Deutsche eigentlich zu Deutschen? Jede Diskussion über Einbürgerung ist zunächst einmal eine Diskussion über die eigene Identität. Und jedes Staatsvolk muss sich mit der Frage auseinander setzen, welche Gemeinsamkeiten es als konstituierend ansehen will.

Die Antwort auf diese Frage hängt wesentlich von geografischen, historischen und ethnischen Gegebenheiten ab. In Vielvölkerstaaten mit kolonialer Vergangenheit ist eine gemeinsame Sprache dafür zwar gewiss hilfreich, aber keine zwingende Voraussetzung. Anders sieht das in einem Land wie Deutschland aus, dessen Grenzen und Systeme oft verändert wurden und das auf eine blutige Geschichte von Religionskriegen und ideologisch begründeten Kämpfen zurückblickt.

Vielleicht ist die Sprache hier das Einzige, was Landsleute miteinander verbindet. Es ist deshalb sinnvoll, wenn der Erwerb der deutschen Staatsbürgerschaft an die Kenntnis der Sprache geknüpft ist. Die Kosten für entsprechende Kurse muss eine Gesellschaft, die weltoffen sein will, schon aufbringen. Ein bundesweit einheitlicher Sprachtest, wie Bayern ihn vorschlägt, ist eine gute Idee. Die Betonung liegt auch auf „bundesweit“: Gerade in einem föderalistischen Staat sollten die Regeln für Neubürger so einheitlich wie möglich sein. Und wie sieht es mit Prüfungen in Wertekunde und Staatsbürgerkunde aus? Die sollten ebenfalls abgehalten werden, sobald Ur-Deutsche sie bestehen könnten. Also noch lange nicht. BETTINA GAUS