: Je länger die Ehe, desto fauler der Mann
Eine neue Studie der Universität Bamberg belegt, was deutsche Ehefrauen aus leidvoller Erfahrung wissen:Anfangs zeigt sich der Mann auch im Haushalt von seiner besten Seite, dann zieht er sich in den Hobbykeller zurück
BERLIN taz ■ Dass Ehe und Familie für Frauen gewisse Fallstricke bergen, ist nicht neu. Nach der Geburt eines Kindes beispielsweise machen die Frauen im Schnitt mehr Hausarbeit als die Männer, und auch wenn Frauen berufstätig sind, bleibt das Waschen, Kochen und Aufräumen eher an ihnen hängen. Dass diese Arbeitsteilung von Jahr zu Jahr immer traditioneller wird – das haben Soziologen der Universität Bamberg herausgefunden.
Die Forscher befragten in Westdeutschland im Zeitraum von 14 Jahren hunderte Frauen und Männer, die zu Beginn der Studie frisch verheiratet waren. Egal, wie gebildet die Männer und Frauen sind, ob die Frauen berufstätig sind oder nicht, wer das meiste Geld nach Hause bringt: Nach 14 Jahren erklären rund zwei Drittel der Frauen, die Aufteilung der unbezahlten Arbeit im Haushalt sei „stark traditional“, was im Soziologendeutsch bedeutet: Sie kocht, spült ab, räumt auf, putzt und wäscht. Er tut so gut wie nichts. Zum Zeitpunkt der Eheschließung hatte nur ein Viertel der Frauen eine „traditionale Arbeitsteilung“ angegeben.
Mehr als 40 Prozent sprachen sogar von einer „partnerschaftlichen“ Bewältigung der Hausarbeit – nach 14 Jahren nur noch jede siebte. „Je länger die Ehe andauert, desto mehr verfestigen sich geschlechtstypische arbeitsteilige Strukturen im Lebensalltag und desto schwieriger wird es, die Männer dazu zu bewegen, sich stärker zu beteiligen“, resümieren die Autoren der Studie, Florian Schulz und Hans-Peter Blossfeld. Ihre „Honeymoon-Hypothese“: Nur am Anfang zeigt sich der Mann von seiner besten Seite.
Woher kommt dieser Wandel im Laufe der Zeit? Sind es die Männer, die hoffen, dass am Ende die niedrigere Schmutztoleranz der Frauen eine komfortable Rollenverteilung garantiert, wenn man nur dickfellig alle Vorwürfe an sich abprallen lässt? Oder sind es die Frauen, die sich zunehmend auf den Haushalt als ihre Domäne zurückziehen und die Männer mit mehr oder weniger offenen Signalen verscheuchen? Der erste wichtige Einschnitt, ergab die Studie, ist die Geburt des ersten Kindes.
Doch die Kinder allein können es nicht sein, weil auch nach sechs Jahren Ehe die männliche Beteiligungskurve weiter nach unten weist. Die Forscher sprechen deshalb von „Trägheiten im Geschlechterarrangement“, von „Gewohnheiten“, die sich verfestigen und irgendwann nicht mehr hinterfragt werden. Andersherum gesagt: Gegen das Abwälzen von Hausarbeit auf die Frauen müssen die Eheleute rechtzeitig und konsequent durch konkrete Abmachungen vorgehen, beispielsweise durch die praktische Aufteilung der Hausarbeit.
Die verbreitete Erwartung, dass sich die traditionelle Arbeitsteilung ändert, wenn die Frauen nur mehr und länger erwerbstätig sind, wird durch die Studie nicht bestätigt. Die Rolle der „Ressourcen“ und „ökonomischen Kalküle“ für die eheliche Arbeitsteilung wurde bislang „weit überschätzt“, meinen die Autoren. Wenn die Frau eine höhere Qualifikation hat als der Mann, sind nach 14 Jahren sogar nur noch 4 Prozent der Ehen bei der Hausarbeit „partnerschaftlich“ organisiert. Allerdings neigten Paare mit höherer Bildung ein wenig mehr zur gleichmäßigen Aufteilung. Eine hohe Bildung beider Ehepartner sei daher immerhin der „Nährboden“ für partnerschaftliche Arrangements, erklären die Forscher – auch wenn dieser Bildungseffekt im Verlauf der Ehe deutlich abgeschwächt wird.
BARBARA DRIBBUSCH
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